Montag, 5. Dezember 2016

Eintagsfliegen des Bruttosozialglücks


Gedanken zum Tag des Ehrenamtes

Es war 2.Advent. Die Bild (Zeitung darf sie sich ja nicht nennen) verkaufte Bahlsen-Kekse für arme Kinder. Parteipolitiker halfen wahlkampfwirksam mit. Violetta verkaufte selbst gebackene Kekse für missbrauchte Mädchen. Ob das geeignete Maßnahmen gegen gesellschaftliche Missstände sind? Und - was können eigentlich die Kekse dafür?
Ehrenamt und auch Stiftung sind nicht immer die edlen Einrichtungen, die der Name suggeriert. Stiftungen müssen Gewinne machen, sind also nur etwas für wohlhabende Leute. Die Fritz-Behrens-Stiftung Hannover zum Beispiel entstand aus Kohle-Gewinnen und hat uns einige künstlerisch grenzwertige Skulpturen beschert. Welche Forschungen betreibt die Gates-Stiftung weltweit, die möglicherweise gesellschaftlichen Schaden anrichten? Welche undemokratischen Einflüsse gehen von der Bertelsmann-Stiftung aus? Welche Grenzüberschreitungen verfolgt die Clinton-Stiftung? Warum steht UNICEF unter Kritik? Die Milliardärs-Clubs in den USA veranstalten praktisch permanent Charity-Partys, schon aus Langeweile, was sollen sie sonst tun? Yoko Ono hingegen kommt für mich glaubwürdiger daher, da sie gesellschaftskritisch bleibt und darauf hinweist, dass jedes 8. amerikanische Kind nicht genug Nahrhaftes zu essen hat.
Welches Ehrenamt wird auf dem Rücken der Ausführenden zur Abwälzung gesellschaftlicher Verantwortung benutzt?
Fast immer sind es nur einzelne Menschen (oft Frauen), aus tiefer Betroffenheit heraus, die wirklich effektiv wirken. Bei Oxfam sehe ich echtes Dauer-Engagement der Helfer ohne spektakuläre Eintagsfliegen. Auch das hannoversche Zahnarztehepaar Mannherz, das Obdachlose kostenlos mit seinem Zahnmobil versorgt, gehört dazu. Seit es aber in den Paritätischen Wohlfahrtsverband eingetreten war, fühlte es sich in einer Weise reglementiert, die seiner Arbeit nicht gut tat.
ip

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