Bei der Entscheidung, den syrischen Dichter Adonis mit dem
Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis auszuzeichnen, war der Jury bewusst,
dass die Verleihung eine kontroverse Diskussion entfachen kann. Unter
anderem wird Adonis vorgeworfen, er habe keine Distanzierung
zum Vorgehen des syrischen Regimes gegen das eigene Volk erkennen
lassen. Adonis selbst äußerte sich in einem Interview 2011 gegenüber
qantara.de
zu diesem nicht neuen Vorwurf: „Meine widerstrebende oppositionelle
Haltung zu dem bestehenden Regime
in Syrien (…) rührt aus einer weit zurückliegenden Zeit her. Seit etwa
50 Jahren befinde ich mich in einem ständigen Kampf mit der Diktatur des
bestehenden Regimes. Daher bin ich natürlich dagegen“. Des Weiteren
ergänzt Adonis in diesem Interview: „Es gibt
aber Unterschiede in den Methoden des Widerstands. Ich missbillige
Gewalt in all ihren Formen, wie auch immer sie von denjenigen, die sie
anwenden, begründet wird. Ich ertrage sie weder von Seiten des Regimes
noch von Seiten der Gegner des Regimes“. Er stehe
„auf Seiten dieser revolutionären Bewegung, was immer dabei
herauskommt“. Er glaube, „dass die Opposition eine neue Ethik und neue
Werte schaffen muss, damit sie eine neue Gesellschaft aufbauen kann“ und
dass die oppositionelle Bewegung ein Zeichen für die
Lebendigkeit des Volkes und ein Hinweis darauf sei, dass es an der
Freiheit und am Aufbau einer anderen Zukunft festhalte. Auch
Orient-Experte Joachim Sartorius, der 2011 die Laudatio gehalten hat,
als Adonis den Goethe-Preis
der Stadt Frankfurt am Main erhalten hat, wies in einem früheren
Gespräch mit epd darauf hin, das Adonis „in seiner Haltung zum syrischen
Bürgerkrieg relativ früh für Realismus plädiert“ habe und dass „eine
Lösung nicht gegen, sondern nur in Verhandlungen
mit dem syrischen Diktator erreicht werden“ könne. Dies entspricht dem Anliegen des Remarque-Friedenspreises, nämlich das
Engagement für
friedliche Lösungen auszuzeichnen. Erst 2013 wurden beispielsweise Avi
Primor und Abdallah Frangi für
ihre Bemühungen um einen friedlichen Dialog im Nahost-Konflikt
entsprechend gewürdigt. Mit der Auszeichnung für Adonis ist aber auch
beabsichtigt gewesen, intensiv über die Problematik in Syrien ins
Gespräch zu kommen, über Lösungsmöglichkeiten zu diskutieren,
die Frage nach der Verantwortlichkeit und Einflüssen anderer Staaten zu
stellen. „Vor
allem aber ist es für die Entscheidung wichtig gewesen“, sagt
Jurymitglied Oberbürgermeister
Wolfgang Griesert „Adonis’ Eintreten für eine Trennung von Religion und
Staat sowie die Gleichberechtigung der Frauen in der arabischen Welt zu
würdigen und sein Engagement für eine aufgeklärte arabische
Gesellschaft auszuzeichnen. Dadurch weist er über die
aktuellen Konflikte hinaus auch auf grundsätzliche Fragestellungen hin.
Sein Werk erfüllt damit in vielfacher Hinsicht die Intention des
Erich-Maria-Remarque-Friedenspreises.“
Dies ist eine Presseinformation, kopiert und eingefügt
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