PRESSEMITTEILUNG
11. September 2015 – 10. Januar 2016
Mit der Ausstellung „Kontur, Farbe, Licht: Das Wesentliche zeigen - Gabriele Münter 1877-1962“ würdigt
die Stiftung Ahlers Pro Arte eine der wichtigsten Künstlerinnen des
deutschen Expressionismus. Die Retrospektive vereint rund 50 Gemälde aus
allen Schaffensphasen Münters, von ihren frühen, tastenden Versuchen im
spätimpressionistischen Stil bis hin zu späten, teils abstrakten
Arbeiten. Einen Höhepunkt bilden die farbintensiven Gemälde aus der Zeit
des „Blauen Reiters“. Daneben wird mit rund 30 Beispielen auch das
reiche zeichnerische und grafische Werk Münters vorgestellt. Arbeiten
ihrer künstlerischen Wegbegleiter aus der Zeit bis 1914, darunter Wassily
Kandinsky, Alexej von Jawlensky und Franz Marc, aber auch Adolf Erbslöh
und Alexander Kanoldt, ergänzen die Schau. Die Ausstellung soll
deutlich machen, worin die wesentliche Qualität der Kunst Münters liegt:
Sie reduzierte und konzentrierte das Motiv durch klare Konturen und
delikat komponierte Flächen reiner Farbe ohne Binnenstruktur und
Perspektive. Damit näherte Münter sich dem, was sie selbst das „Fühlen
eines Inhalts“, das „Geben eines Extraktes“ nannte.
Gabriele
Münter fällt bereits als Kind durch ihr zeichnerisches Talent auf. Das
Kunststudium in Düsseldorf und München empfindet sie als rückständig,
bis sie Ende 1901 in die „Phalanx“-Kunstschule eintritt, an der auch
Kandinsky lehrt. Binnen kurzer Zeit wird sie seine Schülerin und
Geliebte. Nach der heimlichen Verlobung 1903 verbringt das Paar mehrere
Jahre auf Reisen. Im Sommer 1908 arbeiten Münter und Kandinsky gemeinsam
mit Jawlensky und Werefkin in Murnau und finden dort zu einem
bahnbrechend neuen, expressiven Malstil. 1909 ist Münter
Gründungsmitglied der „Neuen Künstlervereinigung München“, zwei Jahre
später Teil des „Blauen Reiters“. Die farbkräftige, zur Abstraktion
neigende Malerei der Gruppe erregt Aufsehen, empört und begeistert. Der
Ausbruch des Ersten Weltkriegs setzt der vielversprechenden Entwicklung
Münters und ihrer Freunde ein jähes Ende.Kandinsky
flieht nach Russland, sie selbst emigriert 1915 nach Schweden, wo sie
sich rasch einen Namen macht. Als Münter 1920 nach Deutschland
zurückkehrt, dauert es Jahre, bis ihre künstlerische Entwicklung wieder
Fahrt aufnimmt. Der aufkommende Nationalsozialismus bringt zunehmende
Einschränkungen mit sich. Die Kriegsjahre verbringt Münter mit ihrem
neuen Lebensgefährten Johannes Eichner zurückgezogen in Murnau. Erst mit
der 1949 in München gezeigten Ausstellung „Der Blaue Reiter“ lebt die
bis heute anhaltende Begeisterung für die Künstlergruppe neu auf. Seit
einigen Jahren rückt besonders das Werk Münters in den Blickpunkt und
wird als eigenständig und wichtig neben dem ihrer Kollegen und Freunde
gewürdigt. Ein Werkverzeichnis der Gemälde befindet sich in Vorbereitung
und wird bei seinem Erscheinen die Bedeutung der Künstlerin noch
deutlicher machen.In
Hannover wurde Münter erstmals 1951 eine große Ausstellung gewidmet, in
der Kestnergesellschaft, gemeinsam mit dem Werk von Paula
Modersohn-Becker. In den gleichen Räumlichkeiten zeigte die Stiftung
Ahlers Pro Arte 2008 die Ausstellung „Gabriele Münter: Die Jahre mit
Kandinsky – Bilder und Fotografien“, in der Münter in ihrer bislang noch
wenig bekannten Rolle als Fotografin vorgestellt wurde. Mit der
kommenden Retrospektive, konzipiert durch Dr. Christian Torner, den
Kurator der ahlers collection, feiert die Stiftung ihr zwanzigjähriges
Bestehen. Die Jubiläumsschau zu Gabriele Münter ist auch eine Hommage an
den Unternehmer Jan Ahlers, der Ende 2013 überraschend verstarb und das
Gesicht der Stiftung Ahlers Pro Arte über Jahrzehnte geprägt hat.Neben
Werken aus der ahlers collection enthält die Ausstellung wichtige
Leihgaben aus Museen und privaten Sammlungen aus ganz Deutschland und
darüber hinaus. Texte zum Katalog trugen u.a. Dr. Isabelle Jansen
(Leiterin der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München)
und Dr. Cathrin Klingsöhr-Leroy (Direktorin des Franz Marc Museums,
Kochel a. See) bei.
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