Montag, 7. Februar 2011

Aufstand! der nichtsnutzigen Textilien



Marja Scholten-Reniers: Protest 2
Stickerei auf Stoff
Uli Fischer: Happi Boro
Collage, Baumwolle, Futon, um 1900
2009
Ausschnitt



rag revolution

Internationales Ausstellungsprojekt zur textilen Gegenwartskultur

workshop hannover e.v. in Kooperation mit der Kunsthalle Faust im Rahmen der textour 2011, Hannover

Ausstellungsdauer: 19. März – 15. April 2011
Ausstellungseröffnungen 18. März 2011 17.30 Uhr
Kunsthalle Faust, Zur Bettfedernfabrik 3
19.00 Uhr workshop hannover e.V., Lister Meile 4

Die (Wieder-)Verwendung von textilem Material ist das zentrale Thema der Ausstellung „Aufstand! der nichtsnutzigen Textilien / rag revolution“. 45 internationale Künstler zeigen im Rahmen des Kooperationsprojektes „textour 2011“ an zwei Orten – dem workshop hannover e.v. Zentrum für kreatives Gestalten und der Kunsthalle Faust – innovative, aus kunst-untypischen Materialien gestaltete Arbeiten an der Schnittstelle der Bereiche Bildende Kunst und Textilkunst.

Die vertretenen Künstlerinnen und Künstler präsentieren ihre Untersuchungen und Standpunkte zur textilen Kultur der Gegenwart. Sie beziehen sich dabei auf jene Themenkomplexe, die die Wahrnehmung und den Gebrauch von Textilien bestimmen: Konsum, Ästhetik, Recycling und allgemeine Reflexion.

Ausgewählt wurden die Arbeiten von einer Fachjury aus über 200 Bewerbungen aus Deutschland, der Schweiz, England, Frankreich und den USA.

Der Titel verweist gezielt auf die “entzogene” Nützlichkeit, aber auch auf die Umnutzung des Materials. Die Ambivalenz von Wertlosigkeit und Widerständigkeit, von Passivität und Aktivität wird dabei durch den Doppelsinn des Wortes „Nichtsnutzigkeit“ – Unbrauchbarkeit oder Frechheit? – augenfällig. Ein entschiedener, nachhaltiger „Aufstand!” der so bearbeiteten Objekte in unserer beschleunigten Konsumwelt erscheint aus diesem Blickwinkel geradezu unausweichlich.

Hintergrund dieser Betrachtungsweisen ist die künstlerische Revision und Umdeutung von Gegenständen und Materialien, die Anfang des 20. Jahrhunderts in die Kunstwelt Einzug hielt und mit einer Erweiterung des Kunstbegriffs einherging. In diesem Sinne forderte 1918 Raoul Hausmann, der radikale Propagandist der Dadaisten, den zumeist gebrauchten und damit wertlosen “Dingen und Materialien ihren Nützlichkeitscharakter zu entziehen”. So fanden Alltagsgegenstände etwa bei Marcel Duchamp und Kurt Schwitters ihren Weg in die bildende Kunst, und die etablierten klassischen Gattungsgrenzen sowie das herkömmliche Verständnis vom künstlerischen Werkprozess wurden in Frage gestellt und neu gedeutet. Seitdem ist die Beschäftigung mit Gegenständen des alltäglichen Gebrauchs, mit Fundstücken und recycelten Materialien und die damit verbundene ästhetische Ent- und Umnutzung in den Künsten fest etabliert.

Die Ausstellung „Aufstand! der nichtsnutzigen Textilien“ wird realisiert im Rahmen des Kooperationsprojektes „textour 2011“, das der workshop hannover e.v. gemeinsam mit der Handwerksform Hannover und anderen Institutionen durchführt. Das ETN (European Textile Network) und die Fachzeitschrift Textilforum begleiten das Vorhaben. Die Ausstellung wird von der Region Hannover, dem Kulturbüro der Landeshauptstadt Hannover und AHA gefördert.

Der Eröffnung von „Aufstand! der nichtsnutzigen Textilien“ folgt die Vernissage der Ausstellung „Körperhüllen“ in der Handwerksform Hannover um 20 Uhr. Sie ergänzt das Projekt, das von weiteren Veranstaltungen im Ausstellungszeitraum begleitet wird.

Dieser Artikel ist eine Presseinformation, kopiert und eingefügt.

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