Mittwoch, 18. Februar 2009

der friederikenkult

letzten samstag, im mit wanderern und skiläufern überfüllten zug nach bad harzburg, fiel mir eine hannoversche allgemeine zeitung in die hand.
ich las über die eröffnung des neuen bettenhauses der berufsgenossenschaft im friederikenstift hannover und empfand mich urplötzlich wie in eine märchenstunde versetzt.
da war dieses zauberhafte foto der oberin, die mit ihrer akkuraten kleidung aktuelle garantie für gute, liebevolle patientenbetreuung in der tradition der schwesternschaft darstellte.
und auch der oberbürgermeister hatte zur eröffnungsfeier das hervorragende krankenhaus als "institution" gepriesen.
worpswede kam mir in den sinn, das immer noch vom image der künstlergruppe um rilke, modersohn-becker usw. zehrt, das aber dort bereits seit 100 jahren verschwunden ist.
analog empfand ich den friederikenkult als verschleierung.
denn das gut geführte friederikenstift ist mein krankenhaus. und als ich mal krank war, traf ich dort jede menge pfleger an statt der friederikenschwestern und war erstaunt, dass selbst diese schwestern mit dem hohen berufsethos sang- und klanglos das feld räumen für teilweise recht aufmüpfige junge burschen (eine schwester: "aber er hat abitur"), die in den weißen kitteln für patienten halt schwer von ärzten zu unterscheiden sind, und dies gelegentlich auch genussvoll ausnutzen.
die einwohner der calenberger neustadt rings um das friederikenstift werden bereits seit längerem durch den hubschrauberlärm der von der berufsgenossenschaft einfliegenden notfälle lärmbelästigt. dadurch kam mir mir die scharping-zeit in den sinn, mit den stichworten 'verschlankung der bundeswehr durch auslagerung auf zivile institutionen', auch krankenhäuser. ich dachte nach, auch soldaten sind ja berufsunfallversichert. Vollzugsbeamten des Bundesgrenzschutzes, Polizeivollzugsbeamten und Soldaten steht zum Beispiel in der Traumatherapie freie Heilfürsorge zu. und zumindest die BG-Unfallklinik Ludwigshafen operierte schon schwer verletzte afghanische soldaten.
friederikenstift-geschäftsführer mathias winkelhake hatte meine city-zeitung zu der feier nicht eingeladen, obwohl ich zuvor einen mitarbeiter wegen eines anzeigenkollektivs zu ihm geschickt hatte, und obwohl die zeitung bisher dort in gutem ruf steht. das machte mich stutzig, denn ich hatte seiner mitarbeiterin die militär-frage bereits telefonisch gestellt, die sie verneinte. und schäuble (hitler hieß ja ursprünglich schicklgruber, wieso fällt mir das jetzt gerade ein?) lässt ja nun auch im inland, wie seit langem vorbereitet, militär einsetzen. naja, da gehen einer so einige phantasien durchs hirn.
jedenfalls kann ich nicht sagen, von diesem biederen lobhudel-bericht wirklich gut informiert worden zu sein. da darf sich die tagespresse nicht wundern, wenn die leser ins internet abwandern.

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