WIESBADEN - Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, stieg der Bruttostundenverdienst weiblicher Beschäftigter in Deutschland im Jahr 2009 verglichen mit dem Vorjahr um 2,7% auf 14,90 Euro. Männer erzielten einen Verdienst von 19,40 Euro (+2,6%). Der Gender Pay Gap, definiert als der prozentuale Unterschied im durchschnittlichen Bruttostundenverdienst von Männern und Frauen, lag damit - wie bereits in den vergangenen Jahren - bei 23%.
Auch in Ost- beziehungsweise Westdeutschland erweist sich der Gender Pay Gap als eher stabil. In den neuen Ländern lag der geschlechtsspezifische Lohnunterschied von 2006 bis 2009 bei 6%, mit Ausnahme des Jahres 2008, in dem sich der Wert um einen Prozentpunkt auf 5% verringerte. Im früheren Bundesgebiet veränderte sich der Gender Pay Gap im betrachteten Zeitraum ebenfalls nur wenig: Während in den Jahren 2006 und 2007 Frauen 24% weniger als Männer verdienten, belief sich der Lohnabstand 2008 und 2009 auf 25%.
Ein Grund für die relative Stabilität des Gender Pay Gap besteht darin, dass die ursächlichen Faktoren nur langsamen Veränderungsprozessen unterliegen. Beispielsweise zeigen sich im Hinblick auf den Beschäftigungsumfang oder auch bezüglich der Qualifikationsstruktur kurzfristig kaum Veränderungen. So bewegte sich zwischen 2006 und 2009 der Anteil der Frauen in leitender Stellung beziehungsweise in herausgehobenen Positionen an allen weiblichen Arbeitnehmern auf etwa konstantem Niveau; bei den Männern sank der entsprechende Anteil um rund einen Prozentpunkt. Ebenfalls um nur einen Prozentpunkt veränderte sich im Betrachtungszeitraum sowohl bei den weiblichen als auch bei den männlichen Arbeitnehmern der Anteil der im Vergleich zu Teilzeitkräften pro Stunde besser bezahlten Vollzeitbeschäftigten.
Bei der Interpretation aller Ergebnisse zum Gender Pay Gap ist Folgendes zu berücksichtigen: Die Zahlen beziehen sich entsprechend einer EU-einheitlichen Methodik explizit auf den unbereinigten Verdienstunterschied von Männern und Frauen. Das heißt Faktoren, die den Lohnabstand zwischen beiden Geschlechtergruppen zumindest teilweise erklären - wie etwa der Bildungsabschluss oder der Beruf - werden im Rahmen der Berechnungen nicht berücksichtigt. Ziel dieser Vorgehensweise ist es, einen Gesamtüberblick über geschlechtsspezifische Verdienstunterschiede zu ermöglichen. So wird beispielsweise mithilfe des unbereinigten Gender Pay Gap auch der Teil des Lohnunterschieds erfasst, der auf unterschiedliche Zugangschancen beider Geschlechtergruppen auf bestimmte Tätigkeitsfelder oder Positionen zurückzuführen ist. Derartige Unterschiede können ebenfalls das Ergebnis benachteiligender Strukturen sein. Der unbereinigte Gender Pay Gap geht somit über das Thema "Gleicher Lohn für gleiche !
Arbeit" hinaus.
Weiterführende Informationen zur Berechnung und Definition des Gender Pay Gap finden Sie unter folgendem Link:
http://epp.eurostat.ec.europa.eu/cache/ITY_SDDS/de/earn_grgpg2_esms.htm
Weitere Hintergründe zum Verdienstabstand zwischen Frauen und Männern lassen sich dem gleichnamigen STATmagazin-Beitrag entnehmen.
Eine Tabelle bietet die Online-Fassung dieser Pressemitteilung unter www.destatis.de.
Montag, 31. Mai 2010
Samstag, 29. Mai 2010
betonfraktions-ruinen
als ob für hannover die betonwüsten kröpcke und ihme-zentrum noch nicht ausreichten, lässt nun auch der deutsche gewerkschaftsbund in der dreyerstraße sein ehemaliges bürogebäude verrotten.
einerseits hat die stadt dort entlang der leine romantische uferwege angelegt, andererseits dürfen die spaziergänger nun auf das verwüstete dgb-gelände blicken.
die betonfraktion hinterlässt überall ihre menschenverachtenden spuren.
Freitag, 28. Mai 2010
Exkurs über die neuen Alten
Die chemische Industrie macht unser täglich Brot so haltbar, dass es auch noch einen Monat später verzehrfähig ist.
Sie scheint auch das Menschenleben enorm zu verlängern, denn künftigen Gengerationen wird bereits jetzt ein Lebensalter von 100 Jahren vorhergesagt.
Meine 80jährige Verwandte aus England, die über Pfingsten zu Besuch war, witzelte charmant, intelligent und selbstironisch: "They are recycling me" und meinte die moderne Medizin.
Und über ihren möglichen Status als medizinisches Versuchskaninchen: "They are using me like a guinea pig".
Hab' ich nicht gesagt, aber kann man so sagen.
Sie hatte einen umfangreichen Medikamentenkoffer dabei, den sie regelmäßig benutzte, beängstigend schnaufende Atemnot, konnte sehr sehr schlecht laufen, betonte aber stets ihre Unabhängigkeit.
Auf den Hinweis, ihr Koffer sei doch viel zu schwer, kam nur: "Ich muss ihn doch nicht tragen."
Auf "Du kannst nicht mehr allein reisen" die Antwort: "Wozu ist denn das Service-Personal da, die erhalten ihren Job durch mich".
Diese neuen Alten sehen sich selbstbewusst als potente Konsumenten, die Tourismusindustrie hat sie natürlich auch bereits als lukrative Zielgruppe entdeckt ("Best Agers") und mir scheint bei den Fällen, die ich in meinem direkten Umfeld erlebe, dass es ihnen an jeglicher (falscher?)Bescheidenheit mangelt.
Ich und weitere betroffene Gastgeber fielen jedenfalls erschöpft aufs Sofa, als sie endlich wieder abgereist war.
Wir sind erledigt, fertig, Ticktack-Oma und -Opa gehören der Vergangenheit an.
Der nicht mehr recycelbare Rest wird in den Altenheimen ruhiggestellt.
Sie scheint auch das Menschenleben enorm zu verlängern, denn künftigen Gengerationen wird bereits jetzt ein Lebensalter von 100 Jahren vorhergesagt.
Meine 80jährige Verwandte aus England, die über Pfingsten zu Besuch war, witzelte charmant, intelligent und selbstironisch: "They are recycling me" und meinte die moderne Medizin.
Und über ihren möglichen Status als medizinisches Versuchskaninchen: "They are using me like a guinea pig".
Hab' ich nicht gesagt, aber kann man so sagen.
Sie hatte einen umfangreichen Medikamentenkoffer dabei, den sie regelmäßig benutzte, beängstigend schnaufende Atemnot, konnte sehr sehr schlecht laufen, betonte aber stets ihre Unabhängigkeit.
Auf den Hinweis, ihr Koffer sei doch viel zu schwer, kam nur: "Ich muss ihn doch nicht tragen."
Auf "Du kannst nicht mehr allein reisen" die Antwort: "Wozu ist denn das Service-Personal da, die erhalten ihren Job durch mich".
Diese neuen Alten sehen sich selbstbewusst als potente Konsumenten, die Tourismusindustrie hat sie natürlich auch bereits als lukrative Zielgruppe entdeckt ("Best Agers") und mir scheint bei den Fällen, die ich in meinem direkten Umfeld erlebe, dass es ihnen an jeglicher (falscher?)Bescheidenheit mangelt.
Ich und weitere betroffene Gastgeber fielen jedenfalls erschöpft aufs Sofa, als sie endlich wieder abgereist war.
Wir sind erledigt, fertig, Ticktack-Oma und -Opa gehören der Vergangenheit an.
Der nicht mehr recycelbare Rest wird in den Altenheimen ruhiggestellt.
Donnerstag, 27. Mai 2010
Calenberger Loch
Bundestagsabgeordnete Heidrun Dittrich (DIE LINKE.) fordert Baustopp an der Ihme (Calenberger Loch)
In einem Brief wendet sich die Bundestagsabgeordnete Heidrun Dittrich (DIE LINKE.) mit der Forderung nach einem Baustopp der geplanten „Hochwasserschutzmaßnahmen“ der Ihme in der Calenberger Neustadt an Oberbürgermeister Weil.
„Mit den geplanten Maßnahmen werden eine Vielzahl vom Aussterben bedrohter Tier – und Pflanzenarten bedroht. Die sechs dort ansässigen Fledermausarten würden ihren angestammten Lebensraum verlieren“, so Dittrich und weiter, „Eisvogel und Girlitz wären ebenfalls gefährdet.“
Besondere Sorge bereiten Dittrich die geplanten Abgrabungen im Bereich des ehemaligen Gaswerkstandortes. „Eine Verseuchung von Ihme und Leine ist bei den geplanten Sanierungsmaßnahmen nicht auszuschließen. Vom Aussterben bedrohte Fischarten wie Flussneunauge, Maifisch, Koppe, Meerforelle und bereits stark gefährdete Arten wie Aal, Äsche, Nase, Barbe und Quappe wären akut gefährdet.
Heidrun Dittrich fordert die Verantwortlichen auf, die bisherigen Hochwasserplanungen nochmals zu überdenken. „Hochwasserschutz im dicht besiedelsten Teil Niedersachsen macht keinen Sinn. Hochwasserschutz muss außerhalb der Städte mit vernünftig gestalteten Poldern gewährleistet werden“, so Dittrich.
Hannover, 28.5.2010
Heidrun Dittrich (MdB)
In einem Brief wendet sich die Bundestagsabgeordnete Heidrun Dittrich (DIE LINKE.) mit der Forderung nach einem Baustopp der geplanten „Hochwasserschutzmaßnahmen“ der Ihme in der Calenberger Neustadt an Oberbürgermeister Weil.
„Mit den geplanten Maßnahmen werden eine Vielzahl vom Aussterben bedrohter Tier – und Pflanzenarten bedroht. Die sechs dort ansässigen Fledermausarten würden ihren angestammten Lebensraum verlieren“, so Dittrich und weiter, „Eisvogel und Girlitz wären ebenfalls gefährdet.“
Besondere Sorge bereiten Dittrich die geplanten Abgrabungen im Bereich des ehemaligen Gaswerkstandortes. „Eine Verseuchung von Ihme und Leine ist bei den geplanten Sanierungsmaßnahmen nicht auszuschließen. Vom Aussterben bedrohte Fischarten wie Flussneunauge, Maifisch, Koppe, Meerforelle und bereits stark gefährdete Arten wie Aal, Äsche, Nase, Barbe und Quappe wären akut gefährdet.
Heidrun Dittrich fordert die Verantwortlichen auf, die bisherigen Hochwasserplanungen nochmals zu überdenken. „Hochwasserschutz im dicht besiedelsten Teil Niedersachsen macht keinen Sinn. Hochwasserschutz muss außerhalb der Städte mit vernünftig gestalteten Poldern gewährleistet werden“, so Dittrich.
Hannover, 28.5.2010
Heidrun Dittrich (MdB)
Dienstag, 25. Mai 2010
warum nicht auf der anderen seite?
auf der ihme-zentrums-seite des hannoverschen flusses ihme gibt es ein geräumiges gelände mit spielplatz, der als solcher nicht nutzbar, weil schlecht zu beaufsichtigen, ist.
sehr schön wäre hier die von mir als erster vorgeschlagene flussbadeanstalt in der ihme vorstellbar.
das nutzungsmäßig tote gelände könnte ausgebaggert ein hochwasser-ausweichbecken am flaschenhals des auf uferkante gebauten zentrums darstellen.
aber ausschließlich jenes für die gesamte stadt hannover als oase wertvolle gelände gegenüber, im stadtteil calenberger neustadt, muss dran glauben.
dagegen einspruch zu erheben, hat so gut wie keinen sinn, weil man ja eiligst die bürger vor den ach so hochgiftigen, aber seltsamerweise erst jüngst ans licht der welt geholten, altlasten des ehemaligen gaswerks schützen muss.
von diesen altlasten wusste ich schon vor 20 jahren, habe sie dem bürgerbüro stadtentwicklung in der braunstraße gemeldet, die recherchierten (oder auch nicht?) mit dem ergebnis, da sei nichts dran...
die neue pompöse brücke zum schwarzen bären nun hat auch gleich ein ganzes drittel frei, um auf den mittels abholzung hunderter alter bäume zu schaffenden "ufer-park" auf der calenberger neustadt-seite wasser zuzuleiten, was bildhaft eindrücklich zeigt, dass das ganze eine völlig abgekartete sache ohne jede demokratische einflussmöglichkeit ist.
als erster baum fiel schon beim brückenbau meine lieblings-kastanie, ein wunderschöner, stattlicher baum, angeblich bei nacht und nebel um.
vielleicht wird für die liquidierung der anderen bäume nun mal eben ein tornado durchgeschickt? machbar ist das neuerdings alles.
die natur, sie kann ja so grausam sein, nicht wahr, das kommt gut als volksweisheit rüber.
der krater ist gewollt, ebenso wie die unterirdische d-linie, deren an den finanzen gescheiterte realisierung garantiert irgendwann wiederholt wie ein weißes kaninchen aus dem hut gezogen werden wird, oder die geheimnisvollen umbaupläne der schleuse, des lindener hafens und des stichkanals.
sehr schön wäre hier die von mir als erster vorgeschlagene flussbadeanstalt in der ihme vorstellbar.
das nutzungsmäßig tote gelände könnte ausgebaggert ein hochwasser-ausweichbecken am flaschenhals des auf uferkante gebauten zentrums darstellen.
aber ausschließlich jenes für die gesamte stadt hannover als oase wertvolle gelände gegenüber, im stadtteil calenberger neustadt, muss dran glauben.
dagegen einspruch zu erheben, hat so gut wie keinen sinn, weil man ja eiligst die bürger vor den ach so hochgiftigen, aber seltsamerweise erst jüngst ans licht der welt geholten, altlasten des ehemaligen gaswerks schützen muss.
von diesen altlasten wusste ich schon vor 20 jahren, habe sie dem bürgerbüro stadtentwicklung in der braunstraße gemeldet, die recherchierten (oder auch nicht?) mit dem ergebnis, da sei nichts dran...
die neue pompöse brücke zum schwarzen bären nun hat auch gleich ein ganzes drittel frei, um auf den mittels abholzung hunderter alter bäume zu schaffenden "ufer-park" auf der calenberger neustadt-seite wasser zuzuleiten, was bildhaft eindrücklich zeigt, dass das ganze eine völlig abgekartete sache ohne jede demokratische einflussmöglichkeit ist.
als erster baum fiel schon beim brückenbau meine lieblings-kastanie, ein wunderschöner, stattlicher baum, angeblich bei nacht und nebel um.
vielleicht wird für die liquidierung der anderen bäume nun mal eben ein tornado durchgeschickt? machbar ist das neuerdings alles.
die natur, sie kann ja so grausam sein, nicht wahr, das kommt gut als volksweisheit rüber.
der krater ist gewollt, ebenso wie die unterirdische d-linie, deren an den finanzen gescheiterte realisierung garantiert irgendwann wiederholt wie ein weißes kaninchen aus dem hut gezogen werden wird, oder die geheimnisvollen umbaupläne der schleuse, des lindener hafens und des stichkanals.
Donnerstag, 20. Mai 2010
ganzkörperverschleierung statt liberté, egalité, sexualité
goldene gesichtsmasken, in der new york times als der letzte modeschrei gezeigt:
http://www.blick.ch/people/carla-bruni-nackt-81705
möchten Sie die gattin von frankreichs präsident sarkozy mal nackt sehen?
die bilder gibt's tausendfach im internet.
toller körper, und so junges frischfleisch.
folgerichtig textete der spiegel zum sieg von lena beim prix eurovision auch in seiner seit ewigkeiten täglichen frauenfeindlichkeit: wer dachte, merkel sei das gesicht deutschlands, weiß jetzt, lena ist das gesicht deutschlands (die kleine süße lena, mit ihren hiphop-parodien)wörtlich "Angela Merkel, das Gesicht Deutschlands? Quatsch, Lena ist da!"; und lässt auch noch diesen geile-mädchen-macher ralf siegel ausführlich in seiner eifersucht lamentieren.
da bedecke ich doch meinen alten körper, mit den krampfadern am linken bein, lieber komplett, den verbrauchten anblick möchte ich den herren der schöpfung noch nichtmal vom gesicht her zumuten. und merkel könnte es auch tun, muss sie nicht so häufig in die maske.
außerdem: besser, eine frau ist reichlich bekleidet, jedoch ohne einen balken im auge zu haben, dann braucht sie sich nicht über den splitter im auge der anderen aufregen.
http://www.blick.ch/people/carla-bruni-nackt-81705
möchten Sie die gattin von frankreichs präsident sarkozy mal nackt sehen?
die bilder gibt's tausendfach im internet.
toller körper, und so junges frischfleisch.
folgerichtig textete der spiegel zum sieg von lena beim prix eurovision auch in seiner seit ewigkeiten täglichen frauenfeindlichkeit: wer dachte, merkel sei das gesicht deutschlands, weiß jetzt, lena ist das gesicht deutschlands (die kleine süße lena, mit ihren hiphop-parodien)wörtlich "Angela Merkel, das Gesicht Deutschlands? Quatsch, Lena ist da!"; und lässt auch noch diesen geile-mädchen-macher ralf siegel ausführlich in seiner eifersucht lamentieren.
da bedecke ich doch meinen alten körper, mit den krampfadern am linken bein, lieber komplett, den verbrauchten anblick möchte ich den herren der schöpfung noch nichtmal vom gesicht her zumuten. und merkel könnte es auch tun, muss sie nicht so häufig in die maske.
außerdem: besser, eine frau ist reichlich bekleidet, jedoch ohne einen balken im auge zu haben, dann braucht sie sich nicht über den splitter im auge der anderen aufregen.
Mittwoch, 19. Mai 2010
kachelmann ist überall
tv-moderator kachelmann ist in untersuchungshaft, weil er seine ex-freundin vergewaltigt haben soll.
und ich muss, wenn ich zum schwimmen will, immer diesen endlosen horst-schweimler-weg entlang fahren, der vom bezirksrat ricklingen so benannt wurde, ausgerechnet
in diesem herrlichen naturgebiet rund um die ricklinger teiche.
eine seiner ex-frauen hat den schweimler (inzwischen verstorben) nämlich auch mal wegen vergewaltigung angezeigt.
außerdem hat er den bau des beton-ungetüms an der bauerwiese deutlich gegen den willen der bürger, die seinem kleinen blatt "ricklinger monatspost" vertrauten, propagiert.
genau dieses blatt wird nun in der legende unter dem straßenschild noch lobend erwähnt.
der damalige bauerwiesen-bauherr fa. neldel, geschäftsführer schäfer, war dann auch der verkäufer seiner luxus-wohnung direkt neben dem la provence.
und ich muss, wenn ich zum schwimmen will, immer diesen endlosen horst-schweimler-weg entlang fahren, der vom bezirksrat ricklingen so benannt wurde, ausgerechnet
in diesem herrlichen naturgebiet rund um die ricklinger teiche.
eine seiner ex-frauen hat den schweimler (inzwischen verstorben) nämlich auch mal wegen vergewaltigung angezeigt.
außerdem hat er den bau des beton-ungetüms an der bauerwiese deutlich gegen den willen der bürger, die seinem kleinen blatt "ricklinger monatspost" vertrauten, propagiert.
genau dieses blatt wird nun in der legende unter dem straßenschild noch lobend erwähnt.
der damalige bauerwiesen-bauherr fa. neldel, geschäftsführer schäfer, war dann auch der verkäufer seiner luxus-wohnung direkt neben dem la provence.
Sonntag, 16. Mai 2010
panem et circenses
schwärme von radfahrern verstopfen heute mir und meinem hund den weg entlang der ihme. haben diese leute denn kein zuhause?
ach richtig, heute ist autofreier sonntag.
für jemand wie mich, die schon jahrzehnte kein auto mehr besitzt (aber den führerschein, dies nur für die, die jetzt aufhorchen und den geist in der flasche argwöhnen), eher lästig.
also bleiben wir nun zuhause, abseits der vielen aufgesetzten spektakel, die das volk von den wirklichen problemen ablenken sollen.
von der ölpest im fernen golf von mexiko zum beispiel, die nur noch unter ferner liefen im internet aufzurufen ist, obwohl noch nichts verbessert wurde.
vom abholzen der bäume gegenüber dem nahen hannoverschen ihme-zentrum aus dubiosen gründen.
wieviele von denen, die heute, teilweise rücksichtslos wie die pistensäue, die wege entlangschießen, ändern ab morgen in ihrem alltag etwas in dieser richtung?
ich habe heute auf dem faust-flohmarkt mal wieder mit einigen punks kontaktet.
mal seh'n, was wir zusammen auf die beine stellen können, wir, die nicht so viel an ansehen und reputation zu verlieren haben, zum beispiel in sachen ihme-zentrums-hochwasserloch...
ach richtig, heute ist autofreier sonntag.
für jemand wie mich, die schon jahrzehnte kein auto mehr besitzt (aber den führerschein, dies nur für die, die jetzt aufhorchen und den geist in der flasche argwöhnen), eher lästig.
also bleiben wir nun zuhause, abseits der vielen aufgesetzten spektakel, die das volk von den wirklichen problemen ablenken sollen.
von der ölpest im fernen golf von mexiko zum beispiel, die nur noch unter ferner liefen im internet aufzurufen ist, obwohl noch nichts verbessert wurde.
vom abholzen der bäume gegenüber dem nahen hannoverschen ihme-zentrum aus dubiosen gründen.
wieviele von denen, die heute, teilweise rücksichtslos wie die pistensäue, die wege entlangschießen, ändern ab morgen in ihrem alltag etwas in dieser richtung?
ich habe heute auf dem faust-flohmarkt mal wieder mit einigen punks kontaktet.
mal seh'n, was wir zusammen auf die beine stellen können, wir, die nicht so viel an ansehen und reputation zu verlieren haben, zum beispiel in sachen ihme-zentrums-hochwasserloch...
Samstag, 15. Mai 2010
ressourcen - "never give up"
eigentlich habe ich die ganze zeit auf die inflation gewartet, weil sie das ende einer krise signalisiert.
aber in unserem europäischen fall, wo das ganze geld nach asien schwappt, weiß nicht.
hab jetzt kohlpflanzen für 10 jahre.
ferner klettergurke und paprika.
buddle nachher weiter steine aus, um kartoffeln zu pflanzen, wie es mir eine chat-partnerin angeraten hat.
natürlich weiß ich, dass das albern ist, schließlich habe ich ein paar semester nationalökonomie studiert, aber es beruhigt, dieses arbeiten mit der natur.
und ich sehe dabei im geiste die professoren vor mir, wie sie unsicher mit den armen wedelten: es gebe doch kein anderes betriebswirtschaftliches ziel als die gewinnmaximierung, oder?
tja jungs, wenn ihr es nicht wisst, dann sollen es die studenten bringen, ja?
meine einwendungen damals verhallten, wie immer, ungehört.
und die geburt von jesus christus wurde schließlich von den heiligen drei königen auch astrologisch vorausgesagt, obwohl die astrologie von der wissenschaft, und insbesondere vom christentum, als humbug falsifiziert wurde.
und zum schluss noch der ultimative buchtipp zum thema:
Kai Ehlers "Kartoffeln haben wir immer" - Überleben in Russland zwischen Supermarkt und Datscha. Erschienen bei Horlemann.
Russlands Politiker versuchen, ihr Land mit Macht in einen Supermarkt und den genügsamen Selbstversorger der Sowjetzeit in einen Konsumenten zu verwandeln, der Russland zum Eldorado internationaler Investoren machen soll.
Aber was ist mit der Bevölkerung?
Unter dem Druck der Krise erlebt die traditionelle Kultur der "familiären Zusatzversorgung", kurz Datscha, als Überlebensmodell landesweit ihre Erneuerung. Kai Ehlers zeigt, dass Perspektiven gegen das Entweder-Oder nicht nur in Russland Bedeutung haben.
Montag, 10. Mai 2010
hold on and take a cup of tea!
ich könnte jetzt und hier über die monetäre keule schreiben, die die finanz-neandertaler schwingen.
mach ich aber vielleicht erst morgen.
heute lieber eine nette kleine erheiternde geschichte, muss auch mal sein in diesen finsteren zeiten:
ich habe nämlich eine verwandte aus england zu besuch.
eine passionierte teetrinkerin, die mir wieder den wunderbar milden, aber dennoch kräftigen ty-phoo-tee mitgebracht hat.
sie bat mich, mit ihr hannover zu durchstreifen, auf der suche nach stövchen (der ausdruck für dieses warmhaltegerät stammt von der warmen stube her).
wir wurden in allen preisklassen fündig, und in vielen materialien.
sie entschied sich für ein sehr schönes solides modell mittlerer preisklasse.
ich fragte: therese, ist das nicht eulen nach athen tragen?
sie: im gegenteil, ich habe den geschenk-hit, um bei jedem anfallenden hochzeitsgeschenk, jeder feier, den vogel abzuschießen, denn in cornwall kennt man dies gerät nicht.
ich: ja, und wie haltet ihr den tee warm?
sie: wir stricken manchmal einen kannenwärmer und stülpen ihn drüber.
ansonsten trinken wir so viel tee, dass er selten kalt wird.
mach ich aber vielleicht erst morgen.
heute lieber eine nette kleine erheiternde geschichte, muss auch mal sein in diesen finsteren zeiten:
ich habe nämlich eine verwandte aus england zu besuch.
eine passionierte teetrinkerin, die mir wieder den wunderbar milden, aber dennoch kräftigen ty-phoo-tee mitgebracht hat.
sie bat mich, mit ihr hannover zu durchstreifen, auf der suche nach stövchen (der ausdruck für dieses warmhaltegerät stammt von der warmen stube her).
wir wurden in allen preisklassen fündig, und in vielen materialien.
sie entschied sich für ein sehr schönes solides modell mittlerer preisklasse.
ich fragte: therese, ist das nicht eulen nach athen tragen?
sie: im gegenteil, ich habe den geschenk-hit, um bei jedem anfallenden hochzeitsgeschenk, jeder feier, den vogel abzuschießen, denn in cornwall kennt man dies gerät nicht.
ich: ja, und wie haltet ihr den tee warm?
sie: wir stricken manchmal einen kannenwärmer und stülpen ihn drüber.
ansonsten trinken wir so viel tee, dass er selten kalt wird.
Samstag, 8. Mai 2010
Morgen ist Muttertag!
morgen ist muttertag, ei der daus, da gibt es blumen und pralinen, und die meisten mütter freuen sich sogar darüber.
seit langem hadere ich mit dem sprachlichen begriff "missbrauch" (nur sachen werden doch gebraucht, verbraucht, was auch immer, used)
und noch mehr mit pädo-philie (welch ein sarkasmus),
ich denke dabei, abgesehen von den aktuellen fällen, wo mütter glaubten, in der kirche seien ihre kleinen in guter obhut, auch an ernest bornemann, den verfasser des buches "das patriarchat", und seine lauschangriffe auf spielplätze,
an seinen freund, den schillernden historiker arno peters, der in hohem alter eine blutjunge frau heiratete, beide angeblich linke, und so weiter und so fort.
Ich danke als Mutter der Schriftstellerin Jutta Ditfurth für ihre unermüdliche Arbeit, unsere verlogene Gesellschaft zu analysieren und anzuklagen. Ich frage mich oft, wie sie das aushält, woher sie die Kraft nimmt.
Den folgenden Text, erschienen am heutigen 'Tag in der Berliner Zeitung, betitelte Ditfurth im Manuskript mit "Ulrike Meinhofs Angst" und ich finde, er passt so gut zum Muttertag.
Vor allem Mütter, die sich über ein paar Blümchen freuen, sollten ihn studieren.
Archiv » 2010 » 08. Mai » Politik
Textarchiv Berliner Zeitung
Ulrike Meinhof, Terroristin und Mutter
Die RAF-Gründerin kämpfte lange darum, ihre Töchter nicht ihrem
Mann zu überlassen. Sie befürchtete, dass er sie missbrauchte
VON JUTTA DITFURTH
Bevor die Publizistin Ulrike Meinhof im Mai 1970 half, Andreas Baader aus der
Haft zu befreien, versteckte sie ihre siebenjährigen Zwillingstöchter Bettina und
Regine vorübergehend bei Freunden in Bremen. Sie hatte Angst, dass ihr Ex-
Ehemann Klaus Rainer Röhl sich an den Mädchen verging.
Meinhof hatte während ihrer Ehe oft gegen den Erziehungsstil ihres Mannes
protestiert. Ihrer Ansicht nach erotisierte er die Kinder. Die kleine Bettina habe
er schon als Baby besonders "sinnlich" gefunden. Gelegentlich sei er mit den
Kindern im offenen Auto durch Hamburg gefahren und habe ihnen die sexuellen
Vorzüge vorübergehender Frauen erklärt - ihre Haut, ihre Brüste. Oft habe er
betont, dass Mädchen ab 13 oder 14 Jahren "zu alt" seien. Ulrike Meinhof wurde
wütend, wenn Röhl vor den Ohren der Kleinen vom besonderen Reiz sehr junger
Haut schwadronierte. Sie griff zornig ein, wenn sie ihn dabei erwischte, wie er
seinen Töchtern auf die Oberschenkel klatschte und sie in die zarte Haut kniff,
bis sie weinten.
Nach der Scheidung vereinbarte sie mit ihm, dass er die Kinder einmal im
Monat besuchen konnte und war froh, dass er davon wenig Gebrauch machte.
Als die Kinder einmal aus Hamburg zurückkamen, waren sie durcheinander.
Papi habe "ganz nackt" auf einer Frau gelegen und "komische Bewegungen"
gemacht, erzählten sie ihrer Mutter.
Dass Kinder ihre Eltern nackt sahen, war nicht Ulrike Meinhofs Problem, sie war
nicht prüde. Sie gehörte auch nicht zu den Frauen, die sich für eine schlechte
Ehe damit rächten, dem Ex-Mann die Kinder zu entziehen und den Kindern den
Vater. Aber dass ihr Mann seine kleinen Töchter sexualisierte und in seine
Affären hineinzog, fand sie widerwärtig. Dass er weiter gehen würde, konnte sie
sich nicht vorstellen, denn er schlief ja mit erwachsenen Frauen und hatte bald
nach der Geburt der Töchter regelmäßig wechselnde Geliebte.
Aber im Herbst 1969 war die Situation eskaliert. Anja, die 14-jährige Tochter
Röhls aus erster Ehe, lebte in einem Internat in St. Peter-Ording. Sie war sechs
Jahre alt gewesen, als ihr Vater und Ulrike Meinhof 1961 geheiratet hatten und
sie hatte die "Stiefmutter" von Anfang an geliebt. Anja hatte inzwischen Angst
davor, in den Ferien zu ihrem Vater nach Hamburg zu fahren. Beim letzten
Besuch, sie war dreizehn, hatte sie ihn mit einer Freundin auf der Couch
vorgefunden. Sie stolperte über eine Lampe, bekam einen elektrischen Schlag,
sie schrie, Röhl brüllte, Anja rannte nach oben in ihr Zimmer. Kurz darauf kroch
Röhl in das Bett seiner Tochter, weinte und sagte: "Du darfst mich nie
verlassen!" Dann presste er sich an sie und berührte sie an Körperstellen, an
denen ein Vater seine Tochter nicht anzufassen hat. Es schien ewig zu dauern.
Das Mädchen erstarrte. Sie konnte sich, lange nachdem ihr Vater ihr Bett wieder
verlassen hatte, nicht mehr bewegen. Anja Röhl hat darüber soeben im Stern
berichtet.
Sexueller Missbrauch war damals in der bundesdeutschen Gesellschaft kein
Thema. Aber Ulrike Meinhof hatte sich in mehreren Rundfunk-Features seit
1965 intensiv mit dem Schicksal von Heimkindern beschäftigt. Sie verstand,
worum es hier ging. Sie vereinbarte mit ihrer Schwester, dass sie, sollte ihr je
etwas zustoßen, Regine und Bettina zusammen mit ihren eigenen Töchtern
großziehen würde.
Am Tag nach der Befreiung von Baader beantragte Röhl das Sorgerecht. Das
Amtsgericht Berlin-Charlottenburg entschied innerhalb von 24 Stunden - am
Pfingstsamstag 1970 - und sprach ihm in einer Einstweiligen Anordnung das
vorläufige Sorgerecht zu. Röhl stimulierte alle Vorbehalte, die ein Gericht gegen
eine Linke haben konnte: Ulrike habe die Kinder in einen sogenannten
Kinderladen geschickt. Sie habe zugelassen, dass die Kinder sich in
Wohngemeinschaften und in Anarchokommunen aufhielten, in denen sogar
Fürsorgezöglinge ein- und ausgingen. Das widersprach dem, was er in seiner
Zeitschrift "konkret" pries.
Meinhof beauftragte ihre Anwälte zu regeln, dass ihre Töchter bei ihrer
Schwester lebten. Nur mit einer Sonnenbrille und einem Kopftuch getarnt lief sie
durch die Stadt, um sich mit ihnen zu beraten. Die Dokumente aus dem Archiv
von Heinrich Hannover belegen, dass Meinhof die Anwälte ausführlich über ihre
Bedenken gegen den Vater ihrer Kinder informierte.
Röhl habe damit geprahlt, dass er eines Tages seine Tochter Anja entjungfern
werde, so Meinhof. Auch ihre Kinder sah sie in Gefahr. Bettina bekam von ihm
wiederholt zu hören, dass sie "sexy" sei. Er sagte ihr, sie sei hübsch und dumm,
aber das sei nicht schlimm, wenn ein Mädchen hübsch ist, brauche es nicht
schlau zu sein. Röhl trinke gelegentlich zu viel Alkohol, gröle und wecke die
verängstigten Kinder. Wenn sie vor Schreck weinten, habe er sie geschlagen.
Als Regine und Bettina Ende 1968 von ihrem ersten Besuch beim Vater aus
Hamburg zurückgekommen waren, hatten sie ihrer Mutter verraten, dass Papi
mit dem Gewehr herumgeschossen hatte. An diesen Schießübungen im Keller
des Hauses in Blankenese beteiligten sich bekannte Hamburger Journalisten.
Auf den Schießscheiben klebten Fotos nackter Frauen.
Ulrike Meinhof sagte, dass sie sich nicht trotz der Kinder habe scheiden lassen,
sondern um sie zu schützen. Röhl sei verantwortungslos und kein bisschen
fürsorglich, er fahre sogar in betrunkenem Zustand mit den Kindern Auto. Aber
es sei ihm furchtbar wichtig, dass sie gute Tischmanieren hätten. Er habe
autoritäre Vorstellungen von Pädagogik. "In die flossen", sagt eine Röhlsche
Verwandte, "Elemente von NS-Erziehungsmethoden ein, Ideale von Gefühlskälte
und Abhärtung, wie sie Klaus bei seinen Eltern erfahren hatte. Hatten die
Zwillinge abends Durst, und Ulrike brachte ihnen noch etwas zu trinken,
schnauzte er seine Frau an, dass sie die Mädchen zu sehr verwöhnte und sie
abhärten müsse."
Meinhof: "Wir haben uns oft gestritten, weil ich nicht wollte, dass Röhl die
Kinder so autoritär und streng erzog und sie sogar schlug, wenn sie ,schlecht'
aßen." Sie hoffte auf eine Einigung, denn Röhl habe eigentlich kein Interesse an
den Kindern, ihn störten sie nur.
Am 22. Mai 1970 legte Meinhofs Anwalt Hans-Christian Ströbele, Beschwerde
gegen die Einstweilige Anordnung ein. Er argumentierte: Die Ehe seiner
Mandantin sei aus alleinigem Verschulden Röhls geschieden worden. Der habe
auf sein Sorgerecht ausdrücklich verzichtet. Ulrike Meinhof habe "seither für die
Kinder vorbildlich gesorgt und ihnen eine einwandfreie Erziehung und
Ausbildung angedeihen lassen". Eine "vorübergehende Abwesenheit" hindere
seine Mandantin keineswegs daran, "das Sorgerecht auszuüben und ihre Kinder
angemessen unterzubringen".
Da aber jetzt die Gefahr bestand, dass die Polizei die Kinder zu Röhl brachte, bat
Ulrike Meinhof Freunde, ihre Töchter in dem Dorf Gibellina auf Sizilien
unterzubringen. Am 12. Juni 1970 meldeten Zeitungen, dass Meinhof im Nahen
Osten untergetaucht sei. Tatsächlich aber war sie in Westberlin und wartete auf
das Ergebnis der Besprechung der Anwälte in Hamburg.
Dort lehnte Röhl Meinhofs Vorschlag ab, die Mädchen in der Odenwaldschule
anzumelden. Röhl lehnte einfach alles ab, was seine Ex-Frau vorschlug. Eine
besondere Ohrfeige war sein Vorschlag, die Kinder zu Renate Riemeck zu geben.
Er wusste genau, wie Meinhof unter der tyrannischen Erziehung ihrer
Pflegemutter gelitten hatte.
Ulrike Meinhof glaubte ihre Kinder in Sizilien in Sicherheit, als sie am 21. Juni
1970 heimlich die Grenze nach Ostberlin überquerte, auf dem Weg in ein
Ausbildungscamp der PLO in der Nähe der jordanischen Hauptstadt Amman.
Ihre Gruppe nannte sich inzwischen "Rote Armee Fraktion" (RAF). In der
realitätsfernen Vorstellung, die Bundesrepublik des Jahres 1970 befände sich in
einer vorrevolutionären Situation, ließ sie sich an Waffen und Sprengstoff
ausbilden. Manchmal dachte Meinhof in der Wüste darüber nach, was sie tun
sollte, wenn sie wider Erwarten im Sorgerechtsstreit verlor.
Die PLO hatte in Amman Heime für palästinensische Kinder eingerichtet, deren
Eltern im Krieg gegen Israel waren. Meinhof war als Kind selbst monatelang in
Kinderheimen untergebracht gewesen. Aber ein palästinensisches Kinderheim
war für sie nie eine ernsthafte Option für ihre Töchter. Denn als sie Jordanien
im Juli verließ, war klar, dass ein Bürgerkrieg kurz bevorstand.
Hingegen dachte sie ernsthaft über ein Angebot der SED nach, mit ihren
Kindern künftig in der DDR zu leben. Das hatte nichts mit den Motiven der
DDR in den Achtzigern zu tun, gesuchten Angehörigen der RAF und der
Bewegung 2. Juni Unterschlupf zu gewähren. Ulrike Meinhofs Beziehung war
eine andere. Sie war von 1958 bis 1964 Mitglied der verbotenen westdeutschen
KPD gewesen, und auch nach ihrem Austritt hatten Freundschaften mit
einflussreichen DDR-Bürgern Bestand gehabt, so etwa mit Professor Friedrich
Kaul.
Am 3. August übertrug das Amtsgericht Hamburg-Blankenese Röhl vorläufig das
Aufenthaltsbestimmungsrecht über die Zwillinge. Aber das Urteil wurde nicht
rechtskräftig, weil Meinhofs Anwälte die Zuständigkeit dieses Gerichts
anzweifelten. Nun steuerte alles auf die Hauptverhandlung im September zu.
Warum sagten Ulrike Meinhofs Anwälte dem Gericht nicht, dass es ihre größte
Angst war, dass ihre Töchter von ihrem Vater sexuell missbraucht werden
könnten? Ihre Anwälte warnten sie: Sexueller Missbrauch war ein Tabuthema,
für das kaum ein Richter 1970 ein offenes Ohr hatte, zumal wenn es von einer
von der Polizei gesuchten Mutter in einem Sorgerechtsstreit gegen einen Ex-
Ehemann vorgetragen wurde. So schilderte Hannover dem Gericht lediglich,
dass Röhl seine Töchter bei ihren seltenen Besuchen bei ihm vernachlässigt
hatte, dass er sie von Fremden versorgen lasse.
Kurz vor der letzten Gerichtsinstanz, Anfang September 1970, fuhr Stefan Aust,
ein früherer Angestellter Klaus Rainer Röhls bei "konkret" und Freund von
dessen jüngerem Bruder Wolfgang Röhl, nach Sizilien, holte die Kinder und
brachte sie zu ihrem Vater in Rom.
Klaus Röhl versicherte dem Gericht am 8. September an Eides Statt, dass ihm
vier Tage vorher in Hamburg neue Kinderpässe für seine Töchter ausgehändigt
worden waren. Dem Gericht erklärte Röhl, dass er seine "seit drei Monaten
verschleppten Zwillingstöchter" in einem "Hippielager in Sizilien ausfindig"
gemacht habe, "genau zwei Stunden, bevor die Kinder von der Berliner Baader-
Gruppe erneut und diesmal endgültig in ein Lager für Waisenkinder in Kuba
oder Amman transportiert werden sollten". Später sagte Stefan Aust dem
Tagesspiegel: "Ich fand das auch sportlich interessant, denen die Kinder
abzunehmen. (.) Die Kinder waren vergnügt, für die waren das überlange Ferien
am Strand. Wir haben die Kinder dann in Rom Klaus Rainer Röhl übergeben."
Aber nicht die "Baader-Gruppe" war unterwegs nach Italien gewesen, sondern
die Mutter der Kinder. In Sizilien angekommen erfuhr sie, dass ihre Kinder jetzt
genau dort waren, wo sie auf keinen Fall sein sollten: bei Röhl, abgeschottet von
Polizeibeamten. Es waren Fakten geschaffen worden, die sie nicht mehr ändern
konnte. Sie brach zusammen und verkroch sich. Knapp drei Wochen später
raubte sie ihre erste Bank aus.
Bettina Röhl schreibt über ihre Kindheit beim Vater: "Wie fast jeder
alleinerziehende Elternteil" habe sich Röhl an seine Kinder "angelehnt" und
"festgehalten". Ihr sei "die Rolle etwas mehr zugekommen", "für unseren Vater
die Beraterin und Gesprächspartnerin zu sein und ein bisschen ein Ersatz für
das, was Ulrike Meinhof als Lücke bei ihrem Ex-Ehemann hinterlassen hatte".
Im Juni 1972 wurde Ulrike Meinhof gefasst, ihre Töchter waren neun Jahre alt.
Antiautoritäre Pädagogen hatten dafür gekämpft, dass Kinder in Heimen und
Familien nicht mehr geschlagen und nicht mit Bibelsprüchen und Drohungen
terrorisiert wurden, sobald sie nackt herumliefen oder sich an "schmutzigen
Stellen" ihres Körpers anfassten. Aus dem Anliegen der antiautoritären
Erziehung wurde in der neuen Zeitschrift der Brüder Klaus Rainer Röhl und
Wolfgang Röhl das Gegenteil: eine von Erwachsenen ausbeutbare kindliche
Sexualität.
Werner Weisskirch schrieb dort: "Kinder sind rein. Kinder kennen noch keinen
Sex. So lautet ein Tabu, an dem niemand zu rütteln wagt. Ein gefährliches Tabu:
Jedes Jahr bringt es Hunderte von Männern ins Gefängnis oder um ihre
Existenz. Sie gelten als Sittenstrolche und sind doch selber nur Opfer. Opfer
einer halb berechnenden, halb naiven Kindersexualität, die keiner wahrhaben
will." Der Artikel beschrieb Fälle von zehnjährigen Mädchen, die ihre Väter
aggressiv verführt haben sollen.
Im Dezember 1973 hatten ihre Kinder Ulrike Meinhof zum dritten und letzten
Mal im Gefängnis besucht. Sie verdächtigte Röhl, ihre Kontakte zu behindern
und Briefe einzubehalten. Im Juni 1974 bat sie ihre elfjährigen Töchter, sie doch
bitte wieder zu besuchen. Aus dem Gefängnis heraus versuchte sie, die Kinder zu
stärken: "Auch wenn Papi das nicht richtig findet, müsst ihr fahren, wenn ihr
wollt, genauso wenn ihr vieles (.) nicht richtig findet, müsst ihr das auch sagen,
und wenn es euch unangenehm ist zu fahren, müsst ihr es nicht tun. Bloß
entschuldigt euch nie, oder sucht nach Ausreden, sagt immer das, was ihr wollt,
das ist sehr wichtig."
Die Kinder wollten ihre Mutter wiedersehen, aber es kam zu keinem einzigen
Besuch mehr. Am 9. Mai 1976 wurde Ulrike Meinhof tot in ihrer Zelle
aufgefunden. Bettina und Regine waren dreizehn Jahre alt. Im September 1972
schrieb Ulrike Meinhof an eine Verwandte: "Ich kann nur hoffen, dass meine
Kinder mir das mal fürchterlich vorwerfen, dass Röhl ihr (Vater) ist - dass keine
Pietät sie daran hindert, dass sie mir vorwerfen, dass ich nicht eher mit ihnen
von Hamburg weggegangen bin. Dass ich es nachher nicht geschafft habe, zu
verhindern, dass er sie gekriegt hat, haben sie mir nicht vorzuwerfen. (.) Dass ich
um sie gekämpft habe, ich-weiß-nicht-wie, ist doch wohl klar."
seit langem hadere ich mit dem sprachlichen begriff "missbrauch" (nur sachen werden doch gebraucht, verbraucht, was auch immer, used)
und noch mehr mit pädo-philie (welch ein sarkasmus),
ich denke dabei, abgesehen von den aktuellen fällen, wo mütter glaubten, in der kirche seien ihre kleinen in guter obhut, auch an ernest bornemann, den verfasser des buches "das patriarchat", und seine lauschangriffe auf spielplätze,
an seinen freund, den schillernden historiker arno peters, der in hohem alter eine blutjunge frau heiratete, beide angeblich linke, und so weiter und so fort.
Ich danke als Mutter der Schriftstellerin Jutta Ditfurth für ihre unermüdliche Arbeit, unsere verlogene Gesellschaft zu analysieren und anzuklagen. Ich frage mich oft, wie sie das aushält, woher sie die Kraft nimmt.
Den folgenden Text, erschienen am heutigen 'Tag in der Berliner Zeitung, betitelte Ditfurth im Manuskript mit "Ulrike Meinhofs Angst" und ich finde, er passt so gut zum Muttertag.
Vor allem Mütter, die sich über ein paar Blümchen freuen, sollten ihn studieren.
Archiv » 2010 » 08. Mai » Politik
Textarchiv Berliner Zeitung
Ulrike Meinhof, Terroristin und Mutter
Die RAF-Gründerin kämpfte lange darum, ihre Töchter nicht ihrem
Mann zu überlassen. Sie befürchtete, dass er sie missbrauchte
VON JUTTA DITFURTH
Bevor die Publizistin Ulrike Meinhof im Mai 1970 half, Andreas Baader aus der
Haft zu befreien, versteckte sie ihre siebenjährigen Zwillingstöchter Bettina und
Regine vorübergehend bei Freunden in Bremen. Sie hatte Angst, dass ihr Ex-
Ehemann Klaus Rainer Röhl sich an den Mädchen verging.
Meinhof hatte während ihrer Ehe oft gegen den Erziehungsstil ihres Mannes
protestiert. Ihrer Ansicht nach erotisierte er die Kinder. Die kleine Bettina habe
er schon als Baby besonders "sinnlich" gefunden. Gelegentlich sei er mit den
Kindern im offenen Auto durch Hamburg gefahren und habe ihnen die sexuellen
Vorzüge vorübergehender Frauen erklärt - ihre Haut, ihre Brüste. Oft habe er
betont, dass Mädchen ab 13 oder 14 Jahren "zu alt" seien. Ulrike Meinhof wurde
wütend, wenn Röhl vor den Ohren der Kleinen vom besonderen Reiz sehr junger
Haut schwadronierte. Sie griff zornig ein, wenn sie ihn dabei erwischte, wie er
seinen Töchtern auf die Oberschenkel klatschte und sie in die zarte Haut kniff,
bis sie weinten.
Nach der Scheidung vereinbarte sie mit ihm, dass er die Kinder einmal im
Monat besuchen konnte und war froh, dass er davon wenig Gebrauch machte.
Als die Kinder einmal aus Hamburg zurückkamen, waren sie durcheinander.
Papi habe "ganz nackt" auf einer Frau gelegen und "komische Bewegungen"
gemacht, erzählten sie ihrer Mutter.
Dass Kinder ihre Eltern nackt sahen, war nicht Ulrike Meinhofs Problem, sie war
nicht prüde. Sie gehörte auch nicht zu den Frauen, die sich für eine schlechte
Ehe damit rächten, dem Ex-Mann die Kinder zu entziehen und den Kindern den
Vater. Aber dass ihr Mann seine kleinen Töchter sexualisierte und in seine
Affären hineinzog, fand sie widerwärtig. Dass er weiter gehen würde, konnte sie
sich nicht vorstellen, denn er schlief ja mit erwachsenen Frauen und hatte bald
nach der Geburt der Töchter regelmäßig wechselnde Geliebte.
Aber im Herbst 1969 war die Situation eskaliert. Anja, die 14-jährige Tochter
Röhls aus erster Ehe, lebte in einem Internat in St. Peter-Ording. Sie war sechs
Jahre alt gewesen, als ihr Vater und Ulrike Meinhof 1961 geheiratet hatten und
sie hatte die "Stiefmutter" von Anfang an geliebt. Anja hatte inzwischen Angst
davor, in den Ferien zu ihrem Vater nach Hamburg zu fahren. Beim letzten
Besuch, sie war dreizehn, hatte sie ihn mit einer Freundin auf der Couch
vorgefunden. Sie stolperte über eine Lampe, bekam einen elektrischen Schlag,
sie schrie, Röhl brüllte, Anja rannte nach oben in ihr Zimmer. Kurz darauf kroch
Röhl in das Bett seiner Tochter, weinte und sagte: "Du darfst mich nie
verlassen!" Dann presste er sich an sie und berührte sie an Körperstellen, an
denen ein Vater seine Tochter nicht anzufassen hat. Es schien ewig zu dauern.
Das Mädchen erstarrte. Sie konnte sich, lange nachdem ihr Vater ihr Bett wieder
verlassen hatte, nicht mehr bewegen. Anja Röhl hat darüber soeben im Stern
berichtet.
Sexueller Missbrauch war damals in der bundesdeutschen Gesellschaft kein
Thema. Aber Ulrike Meinhof hatte sich in mehreren Rundfunk-Features seit
1965 intensiv mit dem Schicksal von Heimkindern beschäftigt. Sie verstand,
worum es hier ging. Sie vereinbarte mit ihrer Schwester, dass sie, sollte ihr je
etwas zustoßen, Regine und Bettina zusammen mit ihren eigenen Töchtern
großziehen würde.
Am Tag nach der Befreiung von Baader beantragte Röhl das Sorgerecht. Das
Amtsgericht Berlin-Charlottenburg entschied innerhalb von 24 Stunden - am
Pfingstsamstag 1970 - und sprach ihm in einer Einstweiligen Anordnung das
vorläufige Sorgerecht zu. Röhl stimulierte alle Vorbehalte, die ein Gericht gegen
eine Linke haben konnte: Ulrike habe die Kinder in einen sogenannten
Kinderladen geschickt. Sie habe zugelassen, dass die Kinder sich in
Wohngemeinschaften und in Anarchokommunen aufhielten, in denen sogar
Fürsorgezöglinge ein- und ausgingen. Das widersprach dem, was er in seiner
Zeitschrift "konkret" pries.
Meinhof beauftragte ihre Anwälte zu regeln, dass ihre Töchter bei ihrer
Schwester lebten. Nur mit einer Sonnenbrille und einem Kopftuch getarnt lief sie
durch die Stadt, um sich mit ihnen zu beraten. Die Dokumente aus dem Archiv
von Heinrich Hannover belegen, dass Meinhof die Anwälte ausführlich über ihre
Bedenken gegen den Vater ihrer Kinder informierte.
Röhl habe damit geprahlt, dass er eines Tages seine Tochter Anja entjungfern
werde, so Meinhof. Auch ihre Kinder sah sie in Gefahr. Bettina bekam von ihm
wiederholt zu hören, dass sie "sexy" sei. Er sagte ihr, sie sei hübsch und dumm,
aber das sei nicht schlimm, wenn ein Mädchen hübsch ist, brauche es nicht
schlau zu sein. Röhl trinke gelegentlich zu viel Alkohol, gröle und wecke die
verängstigten Kinder. Wenn sie vor Schreck weinten, habe er sie geschlagen.
Als Regine und Bettina Ende 1968 von ihrem ersten Besuch beim Vater aus
Hamburg zurückgekommen waren, hatten sie ihrer Mutter verraten, dass Papi
mit dem Gewehr herumgeschossen hatte. An diesen Schießübungen im Keller
des Hauses in Blankenese beteiligten sich bekannte Hamburger Journalisten.
Auf den Schießscheiben klebten Fotos nackter Frauen.
Ulrike Meinhof sagte, dass sie sich nicht trotz der Kinder habe scheiden lassen,
sondern um sie zu schützen. Röhl sei verantwortungslos und kein bisschen
fürsorglich, er fahre sogar in betrunkenem Zustand mit den Kindern Auto. Aber
es sei ihm furchtbar wichtig, dass sie gute Tischmanieren hätten. Er habe
autoritäre Vorstellungen von Pädagogik. "In die flossen", sagt eine Röhlsche
Verwandte, "Elemente von NS-Erziehungsmethoden ein, Ideale von Gefühlskälte
und Abhärtung, wie sie Klaus bei seinen Eltern erfahren hatte. Hatten die
Zwillinge abends Durst, und Ulrike brachte ihnen noch etwas zu trinken,
schnauzte er seine Frau an, dass sie die Mädchen zu sehr verwöhnte und sie
abhärten müsse."
Meinhof: "Wir haben uns oft gestritten, weil ich nicht wollte, dass Röhl die
Kinder so autoritär und streng erzog und sie sogar schlug, wenn sie ,schlecht'
aßen." Sie hoffte auf eine Einigung, denn Röhl habe eigentlich kein Interesse an
den Kindern, ihn störten sie nur.
Am 22. Mai 1970 legte Meinhofs Anwalt Hans-Christian Ströbele, Beschwerde
gegen die Einstweilige Anordnung ein. Er argumentierte: Die Ehe seiner
Mandantin sei aus alleinigem Verschulden Röhls geschieden worden. Der habe
auf sein Sorgerecht ausdrücklich verzichtet. Ulrike Meinhof habe "seither für die
Kinder vorbildlich gesorgt und ihnen eine einwandfreie Erziehung und
Ausbildung angedeihen lassen". Eine "vorübergehende Abwesenheit" hindere
seine Mandantin keineswegs daran, "das Sorgerecht auszuüben und ihre Kinder
angemessen unterzubringen".
Da aber jetzt die Gefahr bestand, dass die Polizei die Kinder zu Röhl brachte, bat
Ulrike Meinhof Freunde, ihre Töchter in dem Dorf Gibellina auf Sizilien
unterzubringen. Am 12. Juni 1970 meldeten Zeitungen, dass Meinhof im Nahen
Osten untergetaucht sei. Tatsächlich aber war sie in Westberlin und wartete auf
das Ergebnis der Besprechung der Anwälte in Hamburg.
Dort lehnte Röhl Meinhofs Vorschlag ab, die Mädchen in der Odenwaldschule
anzumelden. Röhl lehnte einfach alles ab, was seine Ex-Frau vorschlug. Eine
besondere Ohrfeige war sein Vorschlag, die Kinder zu Renate Riemeck zu geben.
Er wusste genau, wie Meinhof unter der tyrannischen Erziehung ihrer
Pflegemutter gelitten hatte.
Ulrike Meinhof glaubte ihre Kinder in Sizilien in Sicherheit, als sie am 21. Juni
1970 heimlich die Grenze nach Ostberlin überquerte, auf dem Weg in ein
Ausbildungscamp der PLO in der Nähe der jordanischen Hauptstadt Amman.
Ihre Gruppe nannte sich inzwischen "Rote Armee Fraktion" (RAF). In der
realitätsfernen Vorstellung, die Bundesrepublik des Jahres 1970 befände sich in
einer vorrevolutionären Situation, ließ sie sich an Waffen und Sprengstoff
ausbilden. Manchmal dachte Meinhof in der Wüste darüber nach, was sie tun
sollte, wenn sie wider Erwarten im Sorgerechtsstreit verlor.
Die PLO hatte in Amman Heime für palästinensische Kinder eingerichtet, deren
Eltern im Krieg gegen Israel waren. Meinhof war als Kind selbst monatelang in
Kinderheimen untergebracht gewesen. Aber ein palästinensisches Kinderheim
war für sie nie eine ernsthafte Option für ihre Töchter. Denn als sie Jordanien
im Juli verließ, war klar, dass ein Bürgerkrieg kurz bevorstand.
Hingegen dachte sie ernsthaft über ein Angebot der SED nach, mit ihren
Kindern künftig in der DDR zu leben. Das hatte nichts mit den Motiven der
DDR in den Achtzigern zu tun, gesuchten Angehörigen der RAF und der
Bewegung 2. Juni Unterschlupf zu gewähren. Ulrike Meinhofs Beziehung war
eine andere. Sie war von 1958 bis 1964 Mitglied der verbotenen westdeutschen
KPD gewesen, und auch nach ihrem Austritt hatten Freundschaften mit
einflussreichen DDR-Bürgern Bestand gehabt, so etwa mit Professor Friedrich
Kaul.
Am 3. August übertrug das Amtsgericht Hamburg-Blankenese Röhl vorläufig das
Aufenthaltsbestimmungsrecht über die Zwillinge. Aber das Urteil wurde nicht
rechtskräftig, weil Meinhofs Anwälte die Zuständigkeit dieses Gerichts
anzweifelten. Nun steuerte alles auf die Hauptverhandlung im September zu.
Warum sagten Ulrike Meinhofs Anwälte dem Gericht nicht, dass es ihre größte
Angst war, dass ihre Töchter von ihrem Vater sexuell missbraucht werden
könnten? Ihre Anwälte warnten sie: Sexueller Missbrauch war ein Tabuthema,
für das kaum ein Richter 1970 ein offenes Ohr hatte, zumal wenn es von einer
von der Polizei gesuchten Mutter in einem Sorgerechtsstreit gegen einen Ex-
Ehemann vorgetragen wurde. So schilderte Hannover dem Gericht lediglich,
dass Röhl seine Töchter bei ihren seltenen Besuchen bei ihm vernachlässigt
hatte, dass er sie von Fremden versorgen lasse.
Kurz vor der letzten Gerichtsinstanz, Anfang September 1970, fuhr Stefan Aust,
ein früherer Angestellter Klaus Rainer Röhls bei "konkret" und Freund von
dessen jüngerem Bruder Wolfgang Röhl, nach Sizilien, holte die Kinder und
brachte sie zu ihrem Vater in Rom.
Klaus Röhl versicherte dem Gericht am 8. September an Eides Statt, dass ihm
vier Tage vorher in Hamburg neue Kinderpässe für seine Töchter ausgehändigt
worden waren. Dem Gericht erklärte Röhl, dass er seine "seit drei Monaten
verschleppten Zwillingstöchter" in einem "Hippielager in Sizilien ausfindig"
gemacht habe, "genau zwei Stunden, bevor die Kinder von der Berliner Baader-
Gruppe erneut und diesmal endgültig in ein Lager für Waisenkinder in Kuba
oder Amman transportiert werden sollten". Später sagte Stefan Aust dem
Tagesspiegel: "Ich fand das auch sportlich interessant, denen die Kinder
abzunehmen. (.) Die Kinder waren vergnügt, für die waren das überlange Ferien
am Strand. Wir haben die Kinder dann in Rom Klaus Rainer Röhl übergeben."
Aber nicht die "Baader-Gruppe" war unterwegs nach Italien gewesen, sondern
die Mutter der Kinder. In Sizilien angekommen erfuhr sie, dass ihre Kinder jetzt
genau dort waren, wo sie auf keinen Fall sein sollten: bei Röhl, abgeschottet von
Polizeibeamten. Es waren Fakten geschaffen worden, die sie nicht mehr ändern
konnte. Sie brach zusammen und verkroch sich. Knapp drei Wochen später
raubte sie ihre erste Bank aus.
Bettina Röhl schreibt über ihre Kindheit beim Vater: "Wie fast jeder
alleinerziehende Elternteil" habe sich Röhl an seine Kinder "angelehnt" und
"festgehalten". Ihr sei "die Rolle etwas mehr zugekommen", "für unseren Vater
die Beraterin und Gesprächspartnerin zu sein und ein bisschen ein Ersatz für
das, was Ulrike Meinhof als Lücke bei ihrem Ex-Ehemann hinterlassen hatte".
Im Juni 1972 wurde Ulrike Meinhof gefasst, ihre Töchter waren neun Jahre alt.
Antiautoritäre Pädagogen hatten dafür gekämpft, dass Kinder in Heimen und
Familien nicht mehr geschlagen und nicht mit Bibelsprüchen und Drohungen
terrorisiert wurden, sobald sie nackt herumliefen oder sich an "schmutzigen
Stellen" ihres Körpers anfassten. Aus dem Anliegen der antiautoritären
Erziehung wurde in der neuen Zeitschrift der Brüder Klaus Rainer Röhl und
Wolfgang Röhl das Gegenteil: eine von Erwachsenen ausbeutbare kindliche
Sexualität.
Werner Weisskirch schrieb dort: "Kinder sind rein. Kinder kennen noch keinen
Sex. So lautet ein Tabu, an dem niemand zu rütteln wagt. Ein gefährliches Tabu:
Jedes Jahr bringt es Hunderte von Männern ins Gefängnis oder um ihre
Existenz. Sie gelten als Sittenstrolche und sind doch selber nur Opfer. Opfer
einer halb berechnenden, halb naiven Kindersexualität, die keiner wahrhaben
will." Der Artikel beschrieb Fälle von zehnjährigen Mädchen, die ihre Väter
aggressiv verführt haben sollen.
Im Dezember 1973 hatten ihre Kinder Ulrike Meinhof zum dritten und letzten
Mal im Gefängnis besucht. Sie verdächtigte Röhl, ihre Kontakte zu behindern
und Briefe einzubehalten. Im Juni 1974 bat sie ihre elfjährigen Töchter, sie doch
bitte wieder zu besuchen. Aus dem Gefängnis heraus versuchte sie, die Kinder zu
stärken: "Auch wenn Papi das nicht richtig findet, müsst ihr fahren, wenn ihr
wollt, genauso wenn ihr vieles (.) nicht richtig findet, müsst ihr das auch sagen,
und wenn es euch unangenehm ist zu fahren, müsst ihr es nicht tun. Bloß
entschuldigt euch nie, oder sucht nach Ausreden, sagt immer das, was ihr wollt,
das ist sehr wichtig."
Die Kinder wollten ihre Mutter wiedersehen, aber es kam zu keinem einzigen
Besuch mehr. Am 9. Mai 1976 wurde Ulrike Meinhof tot in ihrer Zelle
aufgefunden. Bettina und Regine waren dreizehn Jahre alt. Im September 1972
schrieb Ulrike Meinhof an eine Verwandte: "Ich kann nur hoffen, dass meine
Kinder mir das mal fürchterlich vorwerfen, dass Röhl ihr (Vater) ist - dass keine
Pietät sie daran hindert, dass sie mir vorwerfen, dass ich nicht eher mit ihnen
von Hamburg weggegangen bin. Dass ich es nachher nicht geschafft habe, zu
verhindern, dass er sie gekriegt hat, haben sie mir nicht vorzuwerfen. (.) Dass ich
um sie gekämpft habe, ich-weiß-nicht-wie, ist doch wohl klar."
Freitag, 7. Mai 2010
rattenplage im ihme-zentrum
bild hetzt rassistisch gegen griechenland und bringt spektakulär aufgemacht die mäuseplage am kröpcke.
niemand aber erwähnt, dass die bewohner der ihme-passage täglich am helllichten tag die ratten durch die ruinen des linden-parks sausen sehen.
für einen neuen projekt-entwickler hat die berliner bank aktivitäten mit der interessierung von hines.com gezeigt, aber das reale leben, nichtmal eine rattenplage, bekommt sie nicht in den griff.
seltsamerweise hat die hannoversche allgemeine in zwei artikeln den namen hinse statt hines verwendet. das kann doch kein versehen sein, soll hier die öffentlichkeit irregeleitet werden?
Mittwoch, 5. Mai 2010
der bürger wird verdummt
wir werden täglich schlechter informiert durch die medien.
jetzt sind geheime mitschnitte aus kopenhagen aufgetaucht, die zeigen sollen, dass china die klimaziele blockiert.
so einfach ist das problem aber nicht, und die öffentlichkeit wird hier definitiv wissentlich falsch informiert.
ist denn tatsächlich china der gewinner des freihandels?
ein großteil der profite chinas geht an die global player, die teilweise in südostasien sitzen, in hongkong, singapur, thailand, taiwan.
es heißt zwar "made in china", aber es ist keinesfalls "made by china".
china lebt von einer geliehenen stärke.
was passiert, wenn die schübe der ausländischen direktinvestitionen wieder abgezogen werden?
wenn jetzt china den westen an seine historische klimaschuld erinnert, tun die dezenten chinesen dies nie vor laufender kamera.
erst durch ein versehen kam jetzt dieses kopenhagen-band ans licht, und sofort wird es einseitig gegen china verwendet.
es ist effektiv so, dass die chinesen pro kopf noch einiges an umweltverschmutzung gegenüber dem westen gut haben, selbst wenn sie viel stahl produzieren.
der nämlich ist für die erste welt und reduziert die emissionen im westen.
das heißt im klartext, wenn der himmel über dem ruhrgebiet wieder klar wird, dann liegt das nur an den nach china augelagerten stahlproduktions-emissionen, die nun dort den himmel verdunkeln.
insbesondere die usa und china sind völlig von einander abhängig.
und wenn die usa darauf hinweisen, dass china seine militärischen seewege aufrüstet, dann sollten sie auch erwähnen, dass an diesem punkt der seewege (insbesondere bei singapur) china äußerst verletzlich ist.
china ist das kleinste land der welt, wenn es nach ressourcen pro kopf geht.
deshalb ist das land in afrika und lateinamerika auf ressourcensuche.
jetzt sind geheime mitschnitte aus kopenhagen aufgetaucht, die zeigen sollen, dass china die klimaziele blockiert.
so einfach ist das problem aber nicht, und die öffentlichkeit wird hier definitiv wissentlich falsch informiert.
ist denn tatsächlich china der gewinner des freihandels?
ein großteil der profite chinas geht an die global player, die teilweise in südostasien sitzen, in hongkong, singapur, thailand, taiwan.
es heißt zwar "made in china", aber es ist keinesfalls "made by china".
china lebt von einer geliehenen stärke.
was passiert, wenn die schübe der ausländischen direktinvestitionen wieder abgezogen werden?
wenn jetzt china den westen an seine historische klimaschuld erinnert, tun die dezenten chinesen dies nie vor laufender kamera.
erst durch ein versehen kam jetzt dieses kopenhagen-band ans licht, und sofort wird es einseitig gegen china verwendet.
es ist effektiv so, dass die chinesen pro kopf noch einiges an umweltverschmutzung gegenüber dem westen gut haben, selbst wenn sie viel stahl produzieren.
der nämlich ist für die erste welt und reduziert die emissionen im westen.
das heißt im klartext, wenn der himmel über dem ruhrgebiet wieder klar wird, dann liegt das nur an den nach china augelagerten stahlproduktions-emissionen, die nun dort den himmel verdunkeln.
insbesondere die usa und china sind völlig von einander abhängig.
und wenn die usa darauf hinweisen, dass china seine militärischen seewege aufrüstet, dann sollten sie auch erwähnen, dass an diesem punkt der seewege (insbesondere bei singapur) china äußerst verletzlich ist.
china ist das kleinste land der welt, wenn es nach ressourcen pro kopf geht.
deshalb ist das land in afrika und lateinamerika auf ressourcensuche.
Sonntag, 2. Mai 2010
mein stadtbezirk mitte am 1. mai
ich will gar nicht im zoo-viertel oder in der südstadt wohnen, da, wo die gestärkten gardinen vorherrschen, oder in den kleinen lauschigen hutzelhäuschen in der viktoriastraße in linden, wo neidische möchtegern-journalisten leben.
als ich hier am 1. mai in mitte losging, traf ich 15 skin-heads, umzingelt von 15 polizisten, über den flohmarkt spazierend (was das kostet...aber das ist ja inzwischen schon egal) ich fotografierte Fußballfans unterm Von-Alten-Denkmal, den Hausherrn des Lutherhauses, und freute mich über die Tourbiene der Wohnraumhelden, die kleinste fahrbare Bühne der Welt:
http://www.youtube.com/watch?v=WK-LeZUocuw
die fast täglich durch meine Straße fährt.
Heute am 2. Mai sah ich, die Wohnraumhelden haben auch noch einen "Pussy-Wagon"(Hommage an Lady Gaga, Beyoncé und Quentin Tarantino).
Wie gern ich bei denen mitsingen und -texten würde, bei den "Arbeitern der Liebe".
ach so, dann noch zwei mercedes-se abgefackelt unter der kühlerhaube in der glockseestraße.
jungs, die mercedes-se, die da stehen, die gehören nicht zum internationalen finanz-kapital, die haben sich fleißige leute mühsam angespart.
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