Sonntag, 4. Oktober 2015

Madonna. Frau - Mutter - Kultfigur bis 14. Februar 2016 im Landesmuseum Hannover

Kaum eine Frau hat die Menschheit bis heute so bewegt wie Madonna. In der Bibel nur eine Randfigur wurde sie in der Spätantike zur „Gottesgebärerin" erhoben und erlebte dann als einzige Frau der Heiligen Familie eine große Verehrung. Zahllose Bildwerke aus über 1500 Jahren legen davon Zeugnis ab, zeigen aber auch, daß das Bild der Gottesmutter wandelbar ist.Mit hochkarätigen Leihgaben aus internationalen Museen, darunter London, Rom, Wien oder Berlin, beginnt die Ausstellung bei den Vorläuferinnen der Maria: Nicht nur die ägyptische Isis spielte Patin bei der Schöpfung der Madonna, auch die vielbrüstige Artemis von Ephesos, die anatolische Kybele, die zyprische Aphrodite und andere Muttergottheiten tragen Eigenheiten in sich, die in der späteren christlichen Verehrung wieder auftauchen.In Gemälden und Skulpturen feiert die Madonna in den folgenden Jahrhunderten einen Siegeszug. Seit der Spätantike repräsentiert sie für die Christen das weibliche Ideal an sich, das von sexueller Reinheit und der Mutterschaft bestimmt wird.Neben der klassischen Marienfigur mit Kind finden sich auch Bilder, die von dem Modellcharakter der Heiligen Familie zeugen. So zeigt die Gegenüberstellung von Rubens´ "Madonna mit dem stehenden Kind" und dem Portrait „Ottchen mit Mutter" von Lovis Corinth, wie nicht nur das zeitgenössische Schönheitsideal die Madonnendarstellungen bestimmte, sondern die Madonna ihrerseits auch in intime Familienbilder Eingang fand. In der Gegenwartskunst ist Maria wieder eine willkommene Folie für das Weibliche. Ein Wegbereiter war Kurt Schwitters, der Raffaels berühmte Sixtinische Madonna als Bildträger benutzt und mit Werbematerial und Zeitungsauschnitten überklebt hat, so dass die sakrale und die profane Ebene untrennbar ineinander fließen. Thomas Bayrles Madonna setzt sich aus kleinen Mercedes-Bildern zusammen und sakralisiert damit den Kommerz bzw. kommerzialisiert das Sakrale. Auch Julia Krahns Selbstportrait mit einem leeren Tuch im Arm zitiert das Marienbild und verweist so auf die Kinderlosigkeit zahlreicher Frauen in der Gegenwart. 




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