Dienstag, 12. Mai 2009

abend-bummel in hannover

ich liebe es neuerdings, nachdem ich stressfaktoren abbauen konnte, mit meinem hund gegen abend richtung bauhaus zu schlendern, wo mich ein junger mann stets kompetent berät. in meiner straße ist es völlig ruhig, auch im bauhaus ist es ausnehmend ruhig, so dass der zuvor genannte trotz des knappen personals die zeit hat, mir etwas herauszusuchen.
am goetheplatz sehe ich ein angebot 'osmanisches frühstück' mit spiegelei und tausend beilagen wie zum beispiel oliven, also recht deftig, und nehme es mir für nächste woche zur realisierung, ganz gemütlich draußen auf dem trottoir, im kreise meiner lieben vor.
ich möchte nirgend woanders mehr wohnen als hier, wenn es auch manchmal etwas hart ist, dass regelmäßig die hausecke mit ner müllsammelstelle verwechselt wird und die nachts zur glocksee pilgernden schilder abreißen oder besprühen.
die freundlichen friseurinnen im kafkas (sic) auf der anderen straßenseite rasieren mir einmal im jahr den schädel bei einer guten tasse anatolischen tees, und die inhaberin, sie hatte schöne schwarze lange haare, trägt jetzt ebenfalls 8 millimeter wie ich.
auch juri aus der rückertstraße lässt sich hier jährlich scheren.
letzten samstag habe ich in ahlem, direkt hinter dem willy-spahn-park abwärts, einfamilienhaus-neubauten aus künstlich aussehenden materialien gesehen, das machte mir richtig beklemmungen. überhaupt diese ganze ordentlichkeit in den vororten, sterbenslangweilig.
ich biege dann von der goethestraße (Atatürk-Straße wäre auch okay) in den herrlichen neu angelegten leineuferweg beim eichamt ein. dort wird man, wenn der rasen robust genug ist, wohl sogar auf steinquadern draußen verweilen dürfen. leider stehen dort ein paar gedichtschilder an der leine, über die marshall mcluhan nur den kopf schütteln würde, denn dass das alphabetische zeitalter, die drachensaat des kadmos, die uns ja gerade diese fatale linearität der produktion und finanzkrise beschert hat, nun mit aphorismen in die natur eindringt, davon fühle ich mich wirklich belästigt.
elegant hebe ich das häufchen meines hundes mit einer zebragestreiften tüte von hundeausstatter rissmann auf und werfe sie in den nächsten papierkorb, in eingeübter routine.
beim straßenreinigungshof hängt ein willkommensschild, wo eine behandschuhte müllwerker-hand eine normale hand schüttelt, soll das nun heißen, bürgerhände sind zu dreckig?
nach dem bauhauseinkauf werfe ich einen kurzen blick auf die fensterzeitung der haz, denn kaufen lohnt sich wirklich nicht. ich lese dort im vorübergehen, dass jeder bundesbürger 110 000 euro finanzvermögen hat, und dass jeder mit 4000 euro verlust durch die finanzkrise dasteht. da wären ja dann noch 106 000 übrig, gar nicht schlecht. was mach ich mir da über die zehntausend euro sorgen, die meine dachreparatur jetzt kostet.
die kestner-gesellschaft ziemlich tot, schadeschade, dass ich seinerzeit zu spät kam mit dem vorschlag, sie solle in die "museumsinsel" umziehen, wo heute das schauspielhaus ist.
auf den europawahlplakaten wirbt die bayernpartei für dezentralisierung, das spricht mich an, würde den berühmten medienforscher mcluhan auch ansprechen.
auf einem anderen plakat will die spd die sparkassen retten, verschweigt aber, dass die lockeren landesbanken doch die töchter der sparkassen waren.
diese cdu-anmache der spd mit den dumpinglöhnen habe ich mal im halbdunkel beim ersten anschauen für eine eigenwillige, auf den mittelstand zielende, cdu-werbung gehalten...
dann komme ich am öz urfur vorbei, dem ultimativ lärmenden, von gesprächen summenden sonntagstreffpunkt, wo ich und meine bucklige verwandtschaft an feiertagen meist die einzigen mit migrationshintergrund sind.
ja, so ist das hier abends zwischen calenberger neustadt und city, einfach nett. und es ist frühling.

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