Weiter steigender Bedarf bei der Ökumenischen Essenausgabe
Die Ökumenische Essensausgabe ist für viele Menschen und besonders für wohnungslose Frauen und Männer ein wichtiger Anlaufpunkt in der kalten Jahreszeit. Immer mehr Menschen nutzen das Angebot einer kostenlosen Mahlzeit. Hilfebedürftige erhalten bis zum 21. März in der reformierten Kirche montags bis freitags von 11:30 bis 13:30 Uhr ein warmes Gericht.
„Die Ökumenische Essenausgabe ist ein Seismograf für die soziale Situation in der Stadt“, sagt Diakoniepastor Friedhelm Feldkamp, Geschäftsführer der Diakonisches Werk Hannover gGmbH: „Wir haben bereits in der ersten Woche weitaus mehr Essen ausgegeben als in den Jahren zuvor.“ Daran kann abgelesen werden, dass sich Armut in Hannover ausweitet
Pfarrer Matthias Balz von der katholischen Innenstadtpfarrei St. Heinrich ergänzt: „Trotz aller öffentlichen Hilfen kommen immer mehr Menschen zu uns.“ Armut und Einsamkeit finden sich auf den Straßen, aber auch hinter Wohnungstüren. Umso wichtiger sei es ein Angebot mitten im Zentrum von Hannover zu haben, „bei dem Menschen aus ihrem Glauben heraus zeigen, dass Nächstenliebe keine Leerformel ist.“
Vor über 35 Jahren haben evangelische und katholische Christinnen und Christen die Ökumenische Essenausgabe ins Leben gerufen. Seit dieser Zeit koordiniert das Diakonische Werk Hannover dieses besondere Angebot. Kooperationspartner sind die Evangelisch-reformierte Gemeinde Hannover, die Heilsarmee Hannover, sowie die katholische Kirchengemeinde St. Heinrich und die evangelisch-lutherische Neustädter Hof- und Stadtkirchengemeinde St. Johannis.
„Ohne diese Kooperationspartner wäre das Angebot nicht möglich – allein, weil der Bedarf so hoch ist“, betont Sozialpädagoge Jamal Keller, der für das Diakonische Werk das Projekt koordiniert. Die Essenausgabe finanziere sich rein aus Spenden und aus Kollekten der Kirchengemeinden. Genauso wie auf bewährte Partner, die das Essen bereitstellen – in dieser Saison wieder Küchen der Nord/LB, der VHV Stiftung, Bahlsen und die Suppenhandlung an der Lutherkirche. Zwischenzeitlich einspringen wird die Essenzeit GmbH der Üstra, da die Bahlsen-Küche einen Wasserschaden erlitten hat. Zudem gibt es frisches Gemüse von der Gemüsekiste aus Hemmingen.
Getragen wird die Essenausgabe von zurzeit 35 Ehrenamtlichen, die das Essen abholen, die Speisen ausgeben, abwaschen und aufräumen. Hedwig Niederstucke aus der Basilika St. Clemens ist eine von ihnen. Zweimal die Woche ist sie jeweils vier Stunden vor Ort. Ihr und den anderen Ehrenamtlichen ist es wichtig: „Wir hören unseren Gästen gerne zu.“ Denn ein offenes Ohr für Sorge und Nöten zu haben gehört zu Essenausgabe dazu wie Kaffee und Nachtisch: „Für viele Gäste ist die Essenausgabe der einzige soziale Kontakt am Tag.“
Die Evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Hannover stellt ihren Gemeindesaal mit Küche und Foyer für die kostenlose Mahlzeit zur Verfügung. Die Räumlichkeiten befinden sich in der Innenstadt in der Lavesallee 4 und sind für die Besucherinnen und Besucher fußläufig zu erreichen. „Wir sind das sechste Jahr in unseren Räumen“, sagt Pastor Gerrit Schulte-Degenhardt: „Das verändert unsere Gemeinde, das verändert auch den Blick auf Armut.“ Armut wird oft mit Asozialität gleichgesetzt. „Beim Kontakt mit den Menschen hier merkt man, dass das ein Vorurteil ist.“
Auch armen, kranken, einsamen und obdachlosen Menschen Teilhabe ermöglichen: Das ist nach Worten von Steffen Aselmann, Leitung Sozial-Missionarische Arbeit der Heilsarmee Hannover, eine Aufgabe der Kirchen: „Wir knüpfen Beziehungen zu den Menschen.“ Das biete die Chance, Brücken zu schlagen, auch in die Stadt hinein. „Es ist unser Herzensanliegen, nicht nur eine Mahlzeit zu reichen, sondern Menschen willkommen zu heißen."