Mitteilung
an die Medien anlässlich der Vorstellung des
Rüstungsexportberichts 2011 im Bundeskabinett
„Bundesregierung
macht sich mitschuldig am Einsatz deutscher Waffen“
Forderung
nach Umkehr und Grundgesetzergänzung Artikel 26 (2)
„Mit
dem neuen Rüstungsexportbericht wird der falsche Eindruck erweckt,
das Blatt wende sich zum Besseren. Trotz geringerer
Kriegswaffenexporte bleibt jede Kriegswaffe, die geliefert wird, eine
zuviel“, sagt Jürgen Grässlin, Sprecher der Aufschrei-Kampagne
und der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte
KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK). „Der schöne Schein trügt. Denn
der letzte Rüstungsexportbericht vor der Bundestagswahl 2013 ist
angesichts stark gestiegener Einzelausfuhrgenehmigungen, exorbitant
hoher Kriegswaffenlieferungen an menschenrechtsverletzende Staaten
und in Diktaturen sowie neuer milliardenschwerer Vertragsabschlüsse
im Jahr 2012 allenfalls ein Blendwerk auf Zeit.“ Kampagnensprecher
Grässlin verweist darauf, dass in diesem Jahr allein mit Algerien
Vereinbarungen für neue Kriegswaffenlieferungen in Höhe von rund 10
Milliarden Euro getroffen worden sind.
„Wer
in gewaltigem Umfang Kriegswaffen in die Kriegs- und Krisenregion des
Nahen und Mittleren Osten liefert, macht sich mitschuldig am Einsatz
dieser Waffen“, bewertet Paul Russmann, Sprecher der Kampagne und
der ökumenischen Aktion Ohne Rüstung Leben (ORL), die umfangreichen
Kriegswaffenlieferungen an Staaten wie Saudi-Arabien und die
Vereinigten Arabischen Emirate. „Beide Länder zählen mit
Exportgenehmigungen in Höhe von 139,5 und 357 Millionen Euro erneut
zu den wichtigsten Abnehmern deutscher Kriegswaffen“, erklärt
Russmann. „Gerade Gewehre und Kampfpanzer werden zur weiteren
Unterdrückung der Demokratiebewegungen und religiöser Minderheiten
eingesetzt. Auch deshalb muss die Bundesregierung die geplanten
Exporte von Kampf- bzw. Spürpanzern an Saudi-Arabien, Katar,
Algerien und Indonesien unbedingt unterbinden.“
„Wenn
es stimmt, dass 42 Prozent der Ausfuhrgenehmigungen für Exporte in
Drittstaaten gingen, dann hat Deutschland 2011 zehn Prozent häufiger
als 2010 entscheiden, Krisenherde in der Welt militärisch
aufzurüsten. Ist das die neue außenpolitische Linie?“, fragt
Christine Hoffmann, Kampagnensprecherin und pax
christi-Generalsekretärin. „Auch die massive Steigerung der
Einzelgenehmigungen für die Ausfuhr von Rüstungsgütern von 4,75
Milliarden Euro 2010 auf 5,41 Milliarden Euro 2011 weist in eine
falsche Richtung“, kritisiert Hoffmann. „Wir fordern mit unserer
Kampagne eine grundlegende Umkehr in der Rüstungsexportpolitik.
Artikel 26 (2) des Grundgesetzes muss ergänzt werden: ‚Kriegswaffen
und sonstige Rüstungsgüter werden grundsätzlich nicht
exportiert.’“ Dies sei laut Hoffmann ein wichtiger Schritt auf
dem Weg zum angestrebten Stopp des Waffenhandels.
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