Viele tausend Kilometer Stromnetz-Erweiterung für bis zu 20 Milliarden Euro planen die Netzbetreiber. |
Hannover (ip).„Das größte Problem ist,“
sagt Dr. H.-Peter Neitzke vom Ecolog-Institut in der Nieschlagstraße, „dass
immer mehr neue Technologien eingeführt werden, ohne dass vorher untersucht
wurde, wie sich diese auf Umwelt und Gesellschaft auswirken“.
Der
Wissenschaftler weiß, wovon er spricht. Schließlich forscht das ECOLOG-Institut
bereits seit mehr als 20 Jahren auf diesem Gebiet.
„Beim Mobilfunk gibt es mehrere
parallel arbeitende Netze.
Diese Konkurrenz ist vom Gesetzgeber gewollt.
Sie führt
aber dazu, dass viel mehr Sender betrieben werden als bei einem einheitlichen
Netz nötig wären und dass die Belastung der Bevölkerung durch Funkwellen
zusätzlich erhöht wird.
Vor allem in den Ballungsgebieten ist das ein großes
Problem.“
Die in Deutschland geltenden
Grenzwerte sind nach Auffassung des ECOLOG-Instituts viel zu hoch.
Von den
Umweltverbänden aber auch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit
werden schon seit vielen Jahren niedrigere Grenzwerte gefordert. Neitzke ist
skeptisch, dass die Grenzwerte in absehbarer Zeit auf ein Niveau gesenkt
werden, wie es aus Vorsorgegründen nötig sei: "Zum einen ist sich die
Wissenschaft in der Bewertung der Forschungsergebnisse nicht einig, zum anderen
stehen starke wirtschaftliche Interessen einem besseren Gesundheitsschutz
entgegen."
Vom ECOLOG-Institut werden
auch technische Verbesserungen bei den Mobiltelefonen gefordert.
Eine
Auswertung der Forschungsergebnisse durch eine unabhängige internationale
Expertenkommission hat ergeben, dass die Benutzung von Mobiltelefonen das Hirntumorrisiko
erhöht.
Diese Bewertung beruht auf statistischen Untersuchungen an Personen,
die ein Mobiltelefon über fünf und mehr Jahre häufig benutzt haben.
Die
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des ECOLOG-Instituts kritisieren, dass
zwar viel getan wurde, um immer neue Anwendungen für Mobiltelefone auf den
Markt zu bringen.
Beim Gesundheitsschutz habe es dagegen kaum Verbesserungen
gegeben.
Das ECOLOG-Institut arbeitet
aber auch auf anderen "Baustellen".
Dazu gehören die Energiewende und
der Ausbau der Hochspannungsnetze.
Neitzke kritisiert, dass der Ausstieg aus
der Kernenergie und der Übergang zu den erneuerbaren Energien viel zu
unkoordiniert vor sich geht.
Vor den Küsten werden zum Beispiel zahlreiche Windenergieparks
errichtet, deren Standorte nicht aufeinander abgestimmt sind.
Deshalb müssen
unnötig viele Stromkabel durch das empfindliche Wattenmeer gelegt werden und es
kommt zu erheblichen Verzögerungen beim Anschluss der Windparks.
Das ist aus
Sicht des ECOLOG-Institut sowohl unter ökologischen als auch unter wirtschaftlichen
Gesichtspunkten unsinnig.
Das Team des ECOLOG-Instituts hält die Energiewende
für richtig. Es setzt sich aber dafür ein, dass die große Stärke der
erneuerbaren Energien, nämlich dezentral zur Verfügung zu stehen, besser
genutzt wird.
Bisher werden einige Regionen vor allem im Norden Deutschland zu
stark belastet, was dazu führt, dass vielerorts Bürgerinitiativen Widerstand
gegen neue Anlagen leisten.
Eine aktuelle Untersuchung des ECOLOG-Instituts im
Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz hat ergeben, dass die Nutzung der
Windenergie von einer großen Mehrheit in der Bevölkerung befürwortet wird.
Die
von neuen Windparks betroffenen Bürgerinnen und Bürger sind aber nicht bereit,
die Zerstörung ihrer Landschaft hinzunehmen, nur damit die Industrie im Süden
genug Strom bekommt.
Aufgrund des derzeitigen regionalen Ungleichgewichts
zwischen Erzeugung und Verbrauch müssen außerdem viele neue
"Stromautobahnen" quer durch Deutschland gebaut werden.
Als
Freileitungen führen diese nicht nur zu weiterer Landschaftszerstörung. Wenn
sie zu dicht an Wohngebieten vorbeigehen, können sie die Belastung der
Bevölkerung mit elektrischen und magnetischen Feldern stark erhöhen.
Diese
Nachteile und Gefahren könnten weitgehend vermieden werden, wenn
Stromleitungen, auf die auch bei einem besser koordinierten Ausbau der
erneuerbaren Energien nicht verzichtet werden kann, unterirdisch verlegt werden.
Unterirdische Stromkabel wären auch besser geschützt gegen extreme
Wetterereignisse, mit denen als Folge des Klimawandels künftig häufiger zu rechnen
ist.
"Erdkabel haben viele Vorteile, sie sind beim Bau aber oft etwas teurer
als Freileitungen.
Der Schutz der Landschaft und der Gesundheit der Menschen
wird dann in der Regel dem Kostenargument untergeordnet" seufzt Neitzke.
Ein paar Tipps des ECOLOG-Instituts
für den Alltag:
- nur mit Headset telefonieren
- nur mit Headset telefonieren
- Mobiltelefone kaufen, die
geringere Belastungen verursachen (niedrige SAR-Werte)
- auf keinen Fall im Auto
telefonieren – auch nicht mit Freisprecheinrichtung
- keine Mobiltelefone für
Kinder
- bei Schnurlos-Telefonen nur neuere, emmissionsarme Modelle verwenden
- unter hannover.de ansehen, wo Mobilfunkantennen installiert sind und wohin sie hauptsächlich abstrahlen
- bei Schnurlos-Telefonen nur neuere, emmissionsarme Modelle verwenden
- unter hannover.de ansehen, wo Mobilfunkantennen installiert sind und wohin sie hauptsächlich abstrahlen
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