Dienstag, 13. Januar 2009

einsamkeit und effizienz

ein riesiges gesellschaftsproblem, das zu bearbeiten wegen der derzeitigen kriegerischen wirren kaum jemand in der lage ist, ist die wie eine seuche grassierende einsamkeit in allen altersgruppen. die vielen einzelkinder samt ihren hospitalisierten müttern fühlen sich einsam, die alten werden ins heim abgeschoben, viele studenten vegetieren in ihren wohnheimen dahin, mehr frauen lassen sich von männern nicht bevormunden, ziehen stattdessen das alleinsein vor. und die männer unterliegen dem diktat der effizienz.
effizient sind zum beispiel die wohnungen. jeder hat heute einen funktionierenden sanitärbereich und eine einbauküche und natürlich das media-center. viele haben mikrowelle, die industrie liefert alles verzehrfertig, wenn auch durch die weltweite logistik notwendig mit schädlichen haltbarkeitsmitteln versetzt und geschmacklich sowie gesundheitlich weit unter dem, was eine frische eigene zubereitung ergeben würde.
das heutige leben ist zwar sehr effizient, aber depressionen hat so gut wie jeder, rückenprobleme auch, weil körper und geist ein dynamisches vielseitiges leben benötigen. stattdessen: effizienz. Bernhard Lietaer machte es kürzlich in Berlin in einem Interview mit Elisabeth C. Gründler deutlich, einer ehemaligen Mitarbeiterin von mir: je höher die effizienz, umso geringer die belastbarkeit.
wer vernetzt ist, also in einem kreis von freunden und verwandten und kollegen lebt, und in kleinen einheiten wirtschaftet, ist definitiv störungsresistenter.
stattdessen sah ich gestern eine schlittschuh laufende dame mit handy am ohr. ob sie was davon hatte? effizient war sie sicher.

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