Montag, 26. September 2011

Die Polizei, Dein Freund und Helfer - eine Nostalgie?

Seit über 40 Jahren wohne ich an gleicher Stelle und engagiere mich hier. Wenn eine nachts aus dem Fenster gefallene Alkoholikerin um Hilfe rief, oder irgendwo die Scheiben zersplitterten, wer rief die Polizei, ich. Das hat offensichtlich einen schwerwiegenden, traurigen Nachteil für mich, denn wer sich dort meldet, scheint selbst in den Fokus des polizeilichen Interesses zu geraten.
Neulich geht nämlich jemand hinter mir her. Ich fühle mich beobachtet, bleibe stehen, lasse ihn vorgehen, und vorm Haus verwickelt er mich in ein Gespräch über die Straße. Die sähe ja schlimm aus. Ich: "Nein, heute sieht sie super aus. Und dass das so ist, ist meinem permanenten Kontakt zur Müllabfuhr und zum Bauordnungsamt zu verdanken."
Schließlich stellte sich der gute Mann als ehemaliger Kripo-Beamter Grube heraus, der mir den wirklich aufbauenden Rat gab, ich solle der Polizei nicht auf den Wecker gehen.
Auch bei der Ihme-Zentrums-Räumung der Hausbesetzer mit Riesen-Polizeiaufgebot, waren alle Beamten, die ich mit gezücktem Presseausweis (DJV, also Superior-Qualität) etwas fragte, ausgesprochen abweisend und unfreundlich.Wegen einer Handvoll Hausbesetzern kamen mindestens 5 Mannschaftswagen, Dutzende Polizisten  in kugelsicheren Westen sowie Kripo-BeamtInnen, die in gespannter Aufmerksamkeit die Lage kontrollierten, und der Einsatzleiter machte nicht den Eindruck, dass ihm die Verwalterfirma Simchen auf den Wecker ginge. Die Vertreterin der Wohnungseigentümer wurde erst spät hinzugerufen, als alles schon geräumt war.
Wie steht es vorm DGB-Haus am Klagesmarkt geschrieben: "Nicht Ruhe, nicht Unterwürfigkeit gegenüber der Obrigkeit, ist die erste Bürgerpflicht, sondern Kritik und ständige demokratische Wachsamkeit" (Otto Brenner, Antifaschist und Ratspolitiker, 1956 - 1972 Erster Vorsitzender der IG Metall).
Da scheint aber zumindest hier in Hannover die Eiszeit ausgebrochen zu sein. ip

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