„Es wandelt niemand ungestraft unter Palmen“ heißt es in Goethes Wahlverwandtschaften. Keiner ist nach dem Aufenthalt in der Fremde mehr der, der er war.
Vor allem dann nicht, wenn er beginnt, sich für diese schönen Pflanzen zu interessieren…
Befragte vor Jahr und Tag den Fachmann für aride Gebiete und Palmologen Günter Kunkel, Almeria, dem aufgrund fehlender akademischer Titel die Leitung des Botanischen Gartens von La Orotava, Teneriffa, verwehrt blieb, der mir aber im allseitigen Einverständnis kostenlos ein Interview mit Carl Friedrich Piepenburg zum Thema zur Verfügung stellte.
„Palmen gehören seit prähistorischer Zeit zu den ältesten Pflanzengattungen dieser Erde. Sie sind viel mehr als nur romantischer Vordergrund für Urlaubsfotos.
Die Palme ist mit Gräsern enger verwandt als mit Bäumen.
Palmen und Gräser sind die größten Ernährer des Menschen. Palmen mit ihren Inhaltsstoffen an Kohlenhydraten und Fetten liefern alles, was der Mensch wirklich braucht. Millionen Menschen leben von Palmfrüchten, -säften und –mark, uns als Sago bekannt.
Zwar ist der Palmenstamm kein richtiges Holz, aber er ist zum Häuserbau trotzdem bestens geeignet. Er ist so zäh wie ein dickes Bündel isolierter Stahlkabel. Die Fasersubstanz kann zur Herstellung von Papier benutzt werden, die Blattstiele eignen sich als Dachsparren. Pettigrohr, ein Palmprodukt, ist bekanntlich für Flechtwerk von Stühlen, Tischen und Bänken ebenso gut geeignet wie unsere gute alte Weide.
Und was lässt sich nicht alles aus Kokosnüssen machen! Fast alle roten Teppiche, die für die Prominenten dieser Welt ausgerollt werden, sind aus Kokosfasern, der „Wolle“, in der die Kokosnuss verpackt ist.
Es ist schon etwas dran, dass Alexander von Humboldt einst die Palmen zu Königinnen des Pflanzenreiches ernannte.
Palmen treten von Natur aus einzeln auf. Es gab sie schon, als es Klatschmohn, Sonnenblume und Trauerbirke noch nicht gab. Die Palme hat es nicht nötig, wie eine luxuriöse Blüte zu wirken, sie wirkt als Gesamterscheinung.
Jedes Jahr legt das Gewebe, das wir Holz nennen, ringsum eine Schicht zu. Sie bildet in ihrer Jugend erst die Stammdicke, ca. einen Meter in 10 Jahren. Dann erst geht es mit jedem Wedel in die Höhe, bei gleichem Durchmesser. Das Alter einer Palme ist daher nur an ihrer Höhe einigermaßen bestimmbar. Bei den meisten bekannten Art ist mit etwa 30 Metern das Ende erreicht. Was rings um Mittelmeer wächst, vornehmlich Phoenix dactylifera und Phoenix canariensis, also Dattel- und Kanarenpalme, wird im günstigsten Fall 150 Jahre alt.
Kunkel ist auf den Kanaren „auf die Palme“ gegangen, um gegen Verpflanzaktionen zu kämpfen. Sie wurden einfach aus dem Boden gerissen und in den neuen Fremdenverkehrszentren eingegraben. Die Wurzeln konnten nicht abtrocknen, deshalb verfaulten sie von unten her.
Wenn Sie vor irgendeiner Feriensiedlung oder einem Hotelneubau verdorrte Palmen sehen, können Sie sicher sein, dass Sie auch als Urlaubgast schlecht behandelt werden.
Hab noch ein schönes Zitat (ip) : There is something extraordinarily touching and beautiful to see palm trees, black against the burning sky, among the rice fields; it was not that the scene was romantic or sentimental or picture post-cardish; probably it was all this but there was an intensity and a sweeping dignity and delight in the earth itself. (Mystiker Jiddu Krishnamurti)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen