Dienstag, 27. Oktober 2009

allah ist groß

hab viel gelernt in den letzten tagen über mitmenschlichkeit.

mein hund war verschwunden.

ich rate jedem und jeder ab, vor allem jetzt in der vorweihnachtszeit, einen hund vor welchem geschäft auch immer warten zu lassen, nichtmal zum brötchenholen, und vor allem nicht vor supermärkten.

denn wenn er klein und niedlich ist, ist er schnell weg.

so war es bei mir. ich habe die ganze nacht gebetet, er möge in guten händen sein und wieder zurückkommen.
lief tagsüber weinend durch grüngebiete und faust-flohmarkt, plakate aufhängend, denn der mensch braucht das tier mehr als das tier den menschen.

soweit zur tierliebe.

jetzt zur mitmenschlichkeit.

einige hundebesitzerInnen an der ihme weinten mit,
ein polnisches junges nachbarpärchen, dessen hund mit meinem mehr oder weniger quersteht, stand zum ersten mal vor der tür, und gratulierte herzlich, als der hund bei der polizei schützenplatz schließlich nach zwei tagen wieder abgegeben worden war.

eine äußerst zeitknappe karrierefrau erzählte, sie habe den georgengarten abgesucht, eine nachbarin rief abends spät noch an, um sich zu erkundigen.

und die tochter einer muslimin erzählte, ihre mutter habe ein reines herz und die habe stundenlang für den hund gebetet, dieselben gebete wie ich.

allah ist eben groß. danke dafür.

eine wohnungslose mit hamster, die sich gerade ihr nachtlager auf den treppen des sozialamtes bereitete, half kleben und gab tipps. ebenso freundlich wollten sich die bauwagenbewohner unter der hochstraße moritzwinkel kümmern.

die tierärztin rief sonntags an, wir müssten schnell sein, ehe das tier verkauft ist, und nannte einschlägige orte zum suchen.

eine liebe verteilerin klebte klaglos in die hauseingänge und kioske suchplakate.

als ich meiner freundin an die falsche e-mail-adresse die entwarnung geschickt hatte und gerade den wiedergewonnenen hund gassi richtung graffiti-galerie führte, kam sie dort auf ihrem teuren fahrrad angerast, warf es hin, sich selbst, in ihrer im gegensatz zu mir stets eleganten kleidung, auf den glas-splitterbelasteten boden, und umarmte den hund laut lamentierend.

andere begrüßten die wiedererhaltene hündin, die gerade kurz vor der hitze und dann verstärkt unzuverlässig ist, mit: "du alte kuh, musst du denn mit jedem ersten besten typ mitgehen?"

wie also erst mag es menschen gehen, deren angehörige verschwunden sind?
beten werde ich nun für diese verzweifelten, die nicht zur ruhe kommen können.
denn hier half das beten, zu welcher gottheit auch immer, bestimmt mit.
dessen sind wir uns sicher, meine lieben nachbarn und ich.

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