Hannover. Amphibien, Biber, Fledermäuse – die Leinemasch bietet eine überwältigende Artenvielfalt. Gefährdet schon der Schnellwegausbau an sich dieses für eine Großstadt seltene Naturrefugium, fällt im konkreten Umgang mit Vorgaben zum wiederholten Mal ein schlampiger Umgang der Straßenbaubehörde (NLStBV) und der angegliederten Umweltbaubegleitung (UBB) auf.
Fledermäuse mit Verätzungen
So wurden ganz aktuell am Montag, 18.12., von einer Arbeitsgruppe Fledermaushöhlen in den Bäumen verschlossen. Erneut wurde hierfür Bauschaum verwendet, der die Tiere verätzt, wenn sie zurückkehren und verzweifelt die Masse, die jetzt ihr Heim versperrt, wegkratzen wollen. Und das, obwohl bekanntermaßen im Frühjahr bereits verendete Fledermäuse mit Verätzungen gefunden worden waren.
„Wir haben angesichts dieser Gleichgültigkeit den Verdacht, dass vor dem Zuschäumen auch nicht sorgfältig genug nachgeschaut wurde, ob Fledermäuse in den Höhlen sitzen. Die würden nun elend zugrunde gehen“, berichtet Kornelia Möller, die sich seit Jahrzehnten ehrenamtlich im Tierschutz engagiert.
Katastrophaler Umgang mit Amphibien
"Unser Misstrauen kommt ja nicht von ungefähr«, so Möller weiter. „Wie hier in den vergangenen Monaten in Bezug auf die Amphibien im Stillgewässer zwischen Döhrener Sportplatz und Leinebrücke – das ist der Tümpel, nach dem sich die Besetzung Tümpeltown benannt hat – umgegangen wurde, war eine einzige Katastrophe: Fangzäune wurden falsch aufgestellt, die Eimerfallen standen nicht korrekt und dann wurde auch noch ein Fischteich zum Aussetzen benutzt! Fische fressen aber den Laich von Fröschen und Lurchen, nur den von Kröten nicht.“
Als im Sommer weitere Zäune auch in Richtung Ricklinger Bad aufgestellt wurden, habe man die sich dort sammelnden Tiere einfach der Trockenheit und Hitze und damit ihrem Schicksal ausgesetzt. „Die Umweltbaubegleitung hat die Tiere vor den Zäunen vertrocknen, verhungern und verdursten lassen“, erläutert Kornelia Möller. Nur durch den täglichen Einsatz mehrerer Freiwilliger aus dem Leinemasch BLEIBT Kontext konnten 269 Kröten, Molche und Frösche eingesammelt und in Sicherheit gebracht werden.
Welches Schicksal droht den Bibern?
Wenn schon mit den vermeintlich „kleinen“ Tieren so umgegangen wird, fragen wir uns besorgt, was wird mit den beiden im Tümpel lebenden Bibern Egon und Gerda passieren? „Die Ergebnisse unserer mehrmonatigen systematischen Überwachung weisen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf einen Erdbau der Biber hin“, sagt Werner Musterer, der 10 Jahre Erfahrung mit Kartierung von Bibervorkommen in der Leineaue hat und ebenfalls für Leinemasch BLEIBT aktiv ist. „Ein Erdbau ist eine ins Ufer gegrabene Höhle, von außen nicht sichtbar. Aber unsere Ergebnisse sind eindeutig und auch die übliche, wissenschaftliche Form des Nachweises.“ Eigene Wildtierkamera-Aufnahmen belegen das:
https://kurzelinks.de/ttbiber)
Biber genießen den strengsten Schutz nach EU-Recht. Eine nachgewiesene Ansiedlung darf deshalb nicht einfach entfernt werden. Behördliche Ausnahmegenehmigungen dürfen nur in Extremfällen erteilt werden, wenn erhebliche Gefahren oder Schäden drohen. Bislang deuten aber alle öffentlichen Stellungnahmen der Straßenbaubehörde darauf hin, dass sie die Existenz der beiden Biber leugnet und stattdessen behauptet, es kämen nur vereinzelt Tiere aus dem angrenzenden Leine-Revier zum Fressen an den Tümpel. „Die Wildkameras, die behördlicherseits aufgestellt wurden, standen schlicht an den falschen Stellen,“ erklärt Werner Musterer. „Dabei hätte der Standort des Biberbaus nach der Meldung durch den NABU Niedersachsen an die UNB im August bekannt sein müssen, denn wir haben die GPS-Daten mitgeliefert.“
Der Tümpel ist als Baustelleneinrichtungsfläche im Zuge der Leinebrückenerneuerung eingeplant und soll deshalb zugeschüttet werden. Da die Straßenbauer unter Zeitdruck stehen, ist das Leben der beiden Biber nun akut bedroht. LeinemaschBLEIBT fordert daher von der Straßenbaubehörde eine öffentliche Erklärung, welche fachgerechten Maßnahmen zum Schutz der Tümpelbiber ergriffen werden. Bis dahin erwarten wir ein Moratorium aller Arbeiten am Tümpel, sowohl was eine mögliche Rodung als auch das Verschütten der Wasserfläche angeht.
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