Montag, 14. April 2025

BUND: Wer klagt künftig für die Natur?

Es sind zwei lapidar anmutende Sätze in Zeile 1.354 und 1.355 des Koalitionsvertrags:
 "Wir streben eine Fokussierung auf unmittelbare Betrof­fen­heit bei Klage- und Beteiligungsrechten an. Wir ver­schlan­ken das Umwelt-Informationsgesetz."
 Was harmlos klingt, könnte in Wahrheit ein gefährlicher Ein­griff in demokratische Mit­wirkungsrechte sein. Hier geht es um die Be­tei­li­gung der Zi­vil­gesellschaft an Entscheidungen. Für Natur und Um­welt könnten die Fol­gen katastrophal sein.
Wer klagt künftig für die Natur?
 Umweltverbände wie der BUND genießen eine besondere Klagebefug­nis – auch geschützt durch die Aarhus-Konvention und EU-Recht. Wir verteidigen die Natur im Gerichtssaal – und das mit Erfolg: Den Bau zahlreicher riesiger Tierhaltungsan­la­gen konnten wir so ver­hin­dern. Und erst im Januar erreichte unsere Klage einen Bau­stopp an der Oder, damit sich der Fluss endlich erholen kann.
 Allgemein sind Um­welt­ver­bände mit ihren Klagen überdurchschnittlich er­folg­reich: Während im Schnitt nur etwa zwölf Prozent aller Verfahren vor Ver­wal­tungs­gerichten gewonnen werden, klagen Um­welt­verbände in mehr als der Hälfte der Fälle ganz oder teilweise mit Erfolg.
 Wenn diese Rechte beschnitten werden, dürften wir als Verband z. B. nicht einmal gegen eine Autobahn durch ein Moor klagen – weil wir nicht "unmittelbar betroffen" sind. Im schlimmsten Fall bedeutet das, dass es keine genaue Prüfung der Umweltauswirkungen von Baumaßnahmen mehr geben würde.
 Wälder und Lebensräume würden für Ge­wer­be­gebiete verschwin­den, bevor ein Umweltver­band Ein­spruch erheben konnte. Niemand, der die Justiz anrufen kann, für die, die sich nicht selbst vertreten können: Tiere, Pflanzen, Flüsse, Wälder und Moore.
Wer stoppt die Zerstörung der Natur?
 Hinzu kommt, dass das Um­welt-Infor­mations­ge­setz "verschlankt" werden soll. Behörden sammeln wichtige Informationen, ohne alle zu veröffentlichen. Etwa über Schad­stoffe im Wasser, die Sau­ber­keit der Luft oder den Zustand unserer Böden. Durch das Um­welt-In­for­mationsgesetz haben wir alle das Recht, diese Um­welt­informationen bei den Behörden anzufragen.
 Was "Ver­schlankung" konkret bedeutet, ist unklar – im schlimmsten Fall drohen Ein­schränkungen. Und dann? Gemeinsam mit geplanten Kürzungen beim Arten­schutz und weniger Ausgleich für Naturzer­störung ergibt das eine explosive Mischung mit katastrophalen Folgen für die Natur.
Es geht nun Schlag auf Schlag: Erst im Februar hat die Union mit ihrer Kleinen Anfrage unsere Gemein­nützig­keit in Frage gestellt. Nun will sie das Verbandsklagerecht beschneiden. Es ist mehr als deutlich:
Die nächsten vier Jahre werden zur Be­lastungs­pro­be für unsere Zi­vil­ge­sellschaft. Um diese zu bestehen, brauchen wir jede einzelne Stimme, jedes En­ga­ge­ment und jede Unterstützung. Der BUND: Jetzt ist der Moment, in dem unser Zusammenhalt mehr zählt als je zuvor. Zeigen wir, dass wir viele sind – gemeinsam für den Schutz unserer Werte und der Natur.
Werden Sie ein Teil unserer Bewegung. Kommen Sie an unsere Seite!
(Dies ist eine Information des BUND, kopiert und eingefügt) 

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