Dienstag, 30. September 2008

friedhof für kreative köpfe

die restriktiven richtlinien mancher friedhöfe sind frustrierend. deshalb sind wir hier im herzen hannovers auf die idee gekommen, einen künstlerfriedhof ins leben rufen zu wollen.
wenn Sie interesse haben, an der realisierung mitzuarbeiten, bitte mailen.
es geht vor allem darum, dass ein fröhlicher friedhof, mit exponaten der jeweiligen künstler oder nach ihren vorstellungen gestaltet, eröffnet wird, auf dem sich die hinterbliebenen kreativer köpfe einfach viel wohler fühlen als auf herkömmlichen friedhöfen mit ihrem reglement.

Montag, 29. September 2008

gibt es schutzengel für stadtmanagement?

nachdem die weltpolitik mit dem rüstungsgewinnler-fonds carlyle in die nachbarschaft der innnenstadt hannovers gezogen ist, sind nachts die parkgaragen des dortigen carlyle-investmentprojekts linden-park alias ihme-zentrum hell erleuchtet. so wird unübersehbar deutlich, wie beängstigend dicht dran sie sich über dem wasserspiegel des flusses ihme befinden. hier wurde in den 70ern unverantwortlich nah am wasser gebaut.
zweitens fällt auf, unter welch primitiven bedingungen dieser angeblich ach so finanzstarke fonds das zentrum abreißt und umbaut. überall eingeschlagene scheiben, herumliegende teile, das wäre mit einem gewissen finanzaufwand doch besser und erträglicher zu lösen.
irgendwas stimmt hier nicht, das fällt selbst der gutwilligsten auf. und nun noch die welt-finanzkrise dazukommend...
am bahnhof eröffnet demnächst das shoppingcenter ernst-august-galerie, dessen äußeres an hässlichkeit kaum zu überbieten ist.
möge hannover einen schutzengel speziell für immobilienbelange besitzen!

Sonntag, 28. September 2008

Gemütliches Beisammensein

Gestern habe ich ein Gemütliches Beisammensein veranstaltet. Es sollte zumindest eines werden.
Es wurde aber so etwas wie eine Zusammenkunft meiner Feinde, jedenfalls kamen nur Leute, die mich in der einen oder anderen Form einfach nicht akzeptieren wollten.
Eine Freundin fragte meinen Nachbarn, ob das mehr sein Hund oder mein Hund wäre, obwohl ich dachte, es wäre klar, dass das mein Hund ist.
Der Philosph sagte, die Bilder an der Wand seien wohl von XY, ich verneine, sie seien vom mir, die Konkrete Poesie sei mein Kunstgebiet.
Das sogenannte befreundete Ehepaar kommt herein und sieht die Umbauten und fragt, wann habt ihr das umgebaut? Ich sage schon ganz kleinlaut, das habe ich umgebaut. Sie: Du allein? Ich sage ja, mit meinen türkischen Handwerkern, und füge verstärkend hinzu, mein Freund sei zu der Zeit im Krankenhaus gewesen. Das geht erst recht nach hinten los: Waaaaas, er im Krankenhaus, warum das nicht erzählt worden wäre, ob das etwa von mir mutwillig runtergespielt worden sei.
Ich fand also mein Gemütliches Beisammensein nicht gemütlich und werde auch keins mehr initiieren. Ich scheine nur die falschen Leute zu kennen oder es gibt nur falsche Leute, jedensfalls, was die Wahrnehmung meiner Person betrifft. Eins von beidem.

Samstag, 27. September 2008

der ekelhafte mann

hannover als messestadt richtet derzeit die IAA-nutzfahrzeugmesse aus. ferner gab es gestern die eishockey-scorpions zu bewundern, heute das ausverkaufte fußballspiel in der awdzocker-arena. und bei dieser gelegenheit dürfen wir all das ekelhafte des mannes in nuce erleben.
den mann als tier zu bezeichnen wäre eine beleidigung für die so mitfühlenden und taktvollen tiere. man kann ihn nur als ekelhaft beschreiben, als unfall der natur, vielleicht wegen des abgebrochenen x-chromosoms; aber da besteht kein interesse von dieser seite, das näher zu erforschen.
nicht allein männer, auch frauen sind manchmal distanzlos, vor allem, wenn sie als männerbüttel abgerichtet sind, aber ich sag mal, zu 90 prozent ist dies phänomen männlich.
da kommen sie aus finnland, wo alkohol verboten ist, und besaufen sich in die besinnungslosigkeit. da versuchen sie, die nutten zu prellen, um ihre spesen zu behalten. und ihre ehefrauen wollen davon gar nichts wissen daheim, denn sie kennen das ja jeden all-tag nur zu gut, dies ekelhafte am mann.

Freitag, 26. September 2008

millionen berichten aus ihrem leben

bisher konnten medienschaffende und die besitzer der medien sich relativ ungeniert mittels der begründung, sei seien profis, ausdrücken.
durch das internet kann dies inzwischen fast jeder. dort können jetzt millionen ihr leben beschreiben, während das früher nur eine elite durfte, deren werke dann vielfach als archetypisch galten.
schreiben und filmen ist kinderleicht publizierbar geworden. unter youtube zeigen nun jugendliche anderen die neuesten tanzschritte, springt ein chinese mit seinem vorgeschnallten hund aus dem flugzeug zum fallschirmspringen. auf poesieseiten veröffentlicht die frau von nebenan. das volk darf endlich auch seine kreativität zeigen, wie joseph beuys es gefordert hat.
wir profis hingegen sind pikiert, da könnte ja jeder kommen... aber diese einstellung nützt nichts. der spiegel hat jetzt richtig reagiert und ein mitmachmagazin herausgegeben, die bild setzt leserreporter ein. und ich finde das schön demokratisch und bereite entsprechendes für meine sites vor.
durch die elektronischen medien wissen wir aber auch andererseits alle bescheid über alles, starren dennoch nur gebannt wie das mungo auf die schlange, ohne etwas zu unternehmen. das ist die kehrseite der medaille.

Donnerstag, 25. September 2008

Beim Hören von Beethoven

Sommerzeit, ein altes wundervolles Löschblatt, geschöpft, marmoriert mit kleinen roten Fäden, dick, griffig, saugfähig, strukturiert.
Sie fahren über Kaltenweide, er mit der Digital-Spiegelreflexkamera, die in der Fototasche wie ein gemächt aussieht. wie einer dieser modernen Mischhähne. kein Konzept haben, keinen Plan. Nichts. Niente. Ninguna. Nada. was zuerst da ist, kommt zuerst zum zuge. so einfach ist das. vertrauen in sich selbst. Das ist Sprache, das ist Leben, das ist Wunderland. Oder war es. Oder wird es. Wer weiß. Ohne Plot. Ohne Handlung. Ganz ohne Phantasie.
Wiederholt sich die Sequenz wieder und wieder? es scheint weiterzugehen 2:33, obwohl es wie eine Wiederholung klingt, sowohl bei Bach wie bei Beethoven. Beet-Hoven. Bet-Hoven, Bett-Hoven. Bach-Ofen. 3:46, ich kann mich wieder hinlegen. staub im laser-leser vermutlich.
Das kleine muffig riechende Schreibheft. Beethoven ging zu Huren. Er kam nicht klar mit sich, das hört man sehr schön in seiner Kunst. Oben und unten. Gerührt und geschüttelt. Wie ich, die als ihr größtes Talent nennt, sich jedermann zum Feind zu machen.
Thomas Bernhardt riss sein Hemd auf, hier haben Sie mein Herz, Sie können hineinsehen. Plötzlich lehnt sie sich zurück, schließt die Augen, spürt ihre Gehirnwindungen, meinsmeinsmeins, alles meins.
Im Anfang war das Wort. die Gießwein haben schmutzige Sohlen, müssen gewaschen werden. Es abenddämmert. From Dusk till Dawn. Dämmerung, die zuerst immer eine Morgendämmerung ist, abends aber erklärende Beiworte braucht.
Diese Bässe, unglaublich. Offenbar hat sie was burschikos Luxuriöses an sich.
der schulfreund soll angerufen haben damals, als sie auf Sylt war, weil es ihr schlecht ging. sie hat das erst vor kurzem erfahren. Dann war er tot. Die Nachricht, geheuchelt überbracht im Wiener Café auf Sylt. Hey, how are you?
Laufen lassen. Ich musiziere schriftlich mit. die musikkonserve musiziert mich an und ich antworte mit Schreiben. Plötzlich ist das Wunderland da.
Die Tulpen auf der Bettdecke. Friedas Tapetenmusterentwürfe wurden ihr von der Fabrik, in der sie arbeitete, enteignet und gewinnträchtig verwendet.
Warrender Road. Edinburgh. Auf der anderen Straßenseite geht Miss Marple.
Joycens Muse war die Tochter. Kackkackack. Handke und das Gebirge. Gepirge. Die Sainte-Victoire. Zen-Kloster yes, something like this. kloster mariensee. Operator-operator. Vor- und Zurück. Vorblende, Rückblende.
Was wird alles geschrieben unterm Himmelszelt!
Was ist davon geblieben? Welt!
Beethoven war ein einziges Schwanken, ein Hin und Zurück. diese ineinander verschlungenen Kabel, schwarz und durchsichtig, wie Patti smith und ich, wie Evelyn Fox und ich. So wie ich mit dem Hund irgendwie zusammengewachsen bin, ein Zentaur geworden bin. Unter der Bettdecke schauen vier Pfoten hervor. über die Echsenhaut an meinen Händen schreibe ich. Als wär‘s ein Stück von mir, deute diese verletzliche Künstlernatur. Was erzählt der Pianist da? Es war einmal vor langer Zeit. Once upon a time.
Kühles Resopal unter meiner Hand. von Möbel Wilhelm. Weil die tochter den Walzer auf dem Klavier übte, An der schönen blauen Donau, dachte sie ans Neujahrskonzert, in das sie früher gingen, als das Kind Kind war. Und da saßen sie mitten im Parkett, diese unverschämt blonde deutsche Frau und ihr Mann, Herr K. von Möbel Wilhelm, dem lieferanten der resopal-möbel. Dieses Weißblond haut raus und rein, vor allem, wenn man das vom rang aus sieht, da sticht es besonders ins auge.
sie kannte auch zwei nette höfliche junge Serben, jawoll, Hommage an Handke.
der button Rosa Luxemburg steht ab von ihrem busen. Singt nach Biermann: „Karl Liebknecht und Luxemburg Rosa, das sing‘ ich jetzt nicht noch einmal.“ Denn die Luxemburg war ne ganz andere Größe als der Liebknecht. Die Blüte der Menschheit, das Salz der Erde, auch ich will Jude sein.
Morgens oder im Traum hört sie oft den elektrischen Gong, der aber gar nicht läutet. Inzwischen ist es dunkel geworden. Viertelvorneun. Um Zehn ist nochmal Leerung an der Hauptpost. Das Funktionieren will durch die Hintertür herein, fordert sein Gewohnheitsrecht. das effizient-sein, efiizient-sein. immer effizient sein. während des ruhens schon im kopf die nächsten aktionen vorbereiten, das ist die perfide mühle. Das Licht hat sie schon länger an. Den schönen weißen Vorhang, der mal gewaschen werden muss, schon halb zu, damit die sie im Vorderhaus nicht sehen und erschießen. Die Cd beginnt von vorn. Buuppbuhbuu, bambambapah. Dass ich eins und doppelt bin? Wer ist die andere?
Der Stereoklang ist gut. Penelope wartet nicht länger. Schreck im Bauch wie Messerstich, weil sie ein Klingeln phantasiert. Das schlechte Gewissen, nicht allzeit bereit zu sein, um die Tür zu öffnen. Die Tür zur Großen Begehbaren. so wie sie bestimmte briefe nicht öffnen mag, vor lauter angst. Dabei tobt Beethoven.
Die kleine Frau muss doch immer tüchtig sein. wer hat ihr das eingeblasen? dann kam einer, der spielte mit ihren sehnsüchten wie alle hochstapler. danach kam nur noch reine not, die erfinderisch machen musste.
Perlend. Mein winziger Ausschnitt der Unendlichkeit. Cool, wie das glinkt, klinkt. Ich klinke aus. Ich darf doch nicht einfach genießen.
Die Wörter. Ich setze sie aufs Papier. Habe Angst, dass zum Schluss der CD ein martialischer Mann im Türrahmen steht und sagt: Ja, das war eine sehr schöne Musik-Darbietung für mich. In meiner Küche steht und durch die Tür in mein zimmer guckt. Den Wohnungsknauf gedreht hat. Und ich liege im Bett. Oder er sagt: Danke für die schöne CD-Musik. Als wäre ich nur der Handlanger zu seiner Erbauung. Wie das raunt und rast.
da stand ein riesiger Wurstteller mit Sülze auf dem Esstisch. sie hatte die Wurst nicht gewollt, das war ihr peinlich, sie war eher Vegetarierin.
Beethoven. Mein lieber Schwan, mein lieber Scholli. Bravo. Bravo.

Mittwoch, 24. September 2008

im schritt imposant...

mittels martin neuffers hannoverschem straßenkunstprogramm wird ja jetzt (in wirklichkeit aber wegen des bevorstehenden verstärkten afghanistan-einsatzes) argumentiert, das "denk mal an den unbekannten deserteur" vorm dortigen rathaus müsse verschwinden, weil es keine kunst sei.... (wenn die politiker nun schon bestimmen, was kunst ist, dann haben wir es ja nicht mehr weit).
es befindet sich aber seltsamerweise dort schon seit fast 20 jahren, und immer mal wieder werden kränze niedergelegt. warum?
weil der mythos vom männlichen mut und genie hier zu fall gebracht wird.
Denkmäler für gefallene soldaten, zum beispiel im hannoverschen georgengarten, werden pauschal aufgestellt, martialische zeichen aus stein. die zurückgebliebenen frauen und kinder packt ein unbehagen über dieses pathos. erst recht, wenn beispielsweise vor dem hannoverschen archivgebäude general von alten als held der schlacht von waterloo ein aufwändiges denkmal, von bildhauer heinrich kümmel (1810-1855) imposant insbesondere im schritt ausgearbeitet, erhielt, die kleinen sogenannten "gefallenen" aber pauschal unter bataillon xy subsummiert werden. ähnlich wie es in goslar jetzt ein denkmal für die frau gibt, eine maillol-ähnliche amorphe gesichtslose masse...

Dienstag, 23. September 2008

guck da- geh wechseln

kürzlich war ich in hannover-linden. es war vollkommen still dort, in der romantischen ecke um das ahrbergviertel-charlotten-ricklinger straße. einige frückstückten in einem café an der ecke, eine alte dame quatschte mit einer postbotin, die sich offensichtlich zeit für sie nahm.
auf der deisterstraße traf ich einen mann, der hatte wunden am kopf, als käme er direkt aus einer horror-folterzange. als ich ihn interessiert anblickte, ging er gleich nochmal an mir vorbei.
das schaufenster eines video-ladens vollgestopft bis zur decke mit gewaltspielen. ich erinnere mich, dass vor längerem schonmal eine mutter anrief, und klagte, ihr sohn würde dort regelrecht zum kauf angelockt.
ich wollte von fernseh-hufenreuther in der charlottenstraße eine kleine reparierte cd-anlage abholen, hatte aber den rucksack vergessen und nun in einem second-hand-laden einen billigen gebrauchten erwerben, zum zwecke des leichteren transportes zu fuß.
"guck da", sagte der verkäufer und wies auf einen grabbeltisch. wechseln konnte er nicht.
"geh wechseln", sagte der verkäufer.
hannover-linden eben. ganz anders als in hannover-list.

Montag, 22. September 2008

das gute alte unternehmerschwein

die 68er hatten das wort ständig im munde, aber heute kann frau nur noch sagen: ja, wo laufen sie denn, die unternehmerschweine? als da beispielsweise waren herr burda, der für jeden seiner mitarbeiter ein häuschen bauen wollte, ganz zu schweigen vom alten egestorff in linden, der für seine ihm wertvollen arbeiterinnen gut ausgestattete, dem betrieb angeschlossene kinderkrippen einrichten ließ (vielleicht zeige ich das morgen mal im foto).
seit ich mal einige jahre die werkszeitung der hanomag gemacht habe, weiß ich, dass es schlimmeres gibt als das klischee des dicken unternehmers mit zigarre, nämlich den gesichtslosen finanzmanager, den unbekannten und auswechselbaren.
gemeinsam mit dem damaligen, inzwischen an kehlkopfkrebs gestorbenen, kommunikationschef hanns-peter willmer stand Hanomag-geschäftsführer seidel mehr oder minder täglich am fenster zum fabrikhof, als massey ferguson aus kanada bereits die hanomag übernommen hatte.
je nachdem, wie der wechselkurs des dollars gerade stand, war er von radladern leergefegt oder überfüllt. und auch das management schwebte stets von tag zu tag zwischen euphorie und nackter angst.
dann saß ich eines tages dem aalglatten herrn esch gegenüber, der das unternehmen für in etwa eine mark gekauft hatte, um dem arbeitsamt vorerst die horrenden kosten des arbeitslosengelds zu ersparen. er hatte ein bild von seinem firmensitz in amerika in der hand und ich konnte sofort sehen, dass das firmenschild an dem wolkenkratzer nur per reprotechnik eingeblendet worden, dort also nicht wirklich angebracht war.
da wusste ich, dass eine andere ära begonnen hatte, die ära der anonymen konsortien und beteilungen, das zeitalter ganz ohne unternehmerschwein.

Sonntag, 21. September 2008

der kapitalismus zeichnet alle

die gewerkschaften sponsorten vor einiger zeit im hochhauskino den französischen film "nicht alle starben, aber alle waren gezeichnet". es ging um ausbeutung im berufsleben.
die gewerkschafterinnen im publikum samt ihrer chefin tönten, diesen film müsste man mal in den chefetagen zeigen.
ich dachte: wenn das problem so simpel zu lösen wäre...als ob wir chefs nicht leiden. durch die eklatant höhere produktivität der technik wird es immer schwieriger, menschliche arbeit ökonomisch zu halten.
völlig überfordert von automatisierten produktionsbedingungen, wo sehr viel verschiedene dinge gleichzeitig bewältigt werden müssen, sind wir alle gestresst, nicht nur die untergebenen, auch die, die das sagen haben.
der kapitalistische geist muss wieder zurück in die flasche.

Freitag, 19. September 2008

alles auf dem weg...

gestern las ich in der hannoverschen allgemeinen, herr wessel hätte seine von ihm gestiftete bärenskulptur am schwarzen bären von schmierereien gereinigt. genauer gesagt stand da, er als initiator der skulptur hätte dies getan.
nun, die ideenfindung der skulptur kam von mir in meiner ihme-zeitung, um seinerzeit die initiative schwarzer bär zu unterstützen.
und neulich kam ich sonntags zufällig mit meinem hund durch die kleingärten lindener alpen direkt auf ein gartentor zu, an dem der name wessel stand, und entzückende kleine bärenskulpturen zierten die pfosten.
irgendwie fand ich das rührend und es ist alles ganz in ordnung so für mich wie es ist.
ist schon okay.

Donnerstag, 18. September 2008

Verschenkte Fashion-Chance

Andrea Gallwitz machte den Vorschlag, die künstlerisch fragwürdigen Skulpturen am Maschsee und vielleicht in der ganzen Stadt, zum Beispiel am Leibnizufer, zu "Hannover goes Fashion" wöchentlich phantasievoll "neu einzukleiden". Dieser Vorschlag wurde von der Stadt abgelehnt, Erika Knoops Museum für Textile Kunst nicht eingebunden, keine Beteiligung exzellenter hannoverscher Designerinnen wie Anette Spitzl oder Melanie Wedemeier (Sasse-Design).
Die Strafe folgte auf dem Fuße: Überregionale Medien verhöhnten das mit dicken EU-Geldern geförderte Projekt als kleinkariert.
Wäre nicht Leigh Bowerys lebenspralle Show im Kunstverein gewesen, die Schwarzgekleideten draußen am Holocaust-Denkmal Georgsplatz hätten das einzige interessante Styling aufzuweisen gehabt.

Mittwoch, 17. September 2008

Metropolis - da stimmt doch was nicht

Der berühmte Film "Metropolis", zu dem jetzt weitere Film-Szenen entdeckt wurden, dreht sich um eine Frau, um Maria, die das Leben schützen will und die man klont, um aus ihr eine erotisch zum Bösen hin verführende Kunstfigur zu machen (übrigens sehr schön im vorletzten Jahr von Cornelius Meister in Heidelberg mit Life-Orchester zum Kult-Event inszeniert).
Der junge, infantil gehaltene reiche Herr erkennt, dass Maria die Menschheit vor Kapitalmissbrauch und Versklavung an die Automation retten will und unterstützt sie. Soweit die Handlung, die merkwürdigerweise nur der Autorin Thea von Harbou als Kitsch vorgeworfen wird, nicht aber Fritz Lang. Wiedermal das alte Schema: bei gemeinsam arbeitenden Paaren wird dem Mann alles Positive zugerechnet, der Frau alles Negative (wie bei Albert und Mileva Einstein schon durchexerziert, wo es genau umgekehrt richtig gewesen wäre). Die alte Story des Jesus von Nazareth, die moderne Love-Story in Lars von Triers "Breaking the waves", Chaplins "The Kid", alles Kitsch? Da stimmt doch was nicht. Wer sich genauer informieren möchte: www.thea-von-harbou.de. Das Weblog wird von André Kagelmann und Dr. Reinhold Keiner betrieben. Dr. Keiner ist der erste Harbou-Forscher und schrieb seine Doktorarbeit zum Thema "Thea von Harbou und der deutsche Film bis 1933).
Wer Spaß an phantasievollen exotischen Geschichten hat, sollte mal in Thea von Harbous "Das indische Grabmal" (6 CD's) reinhören, das jetzt als Hörbuch erschienen ist (Herausgeber Kagelmann und Keiner, zu bestellen im Handel (ISBN 978-3-939988-01-4, oder bei MEDIA Net-Kassel, Tiessenstraße 3, 34134 Kassel sowie unter der genannten Harbou-Website per Bestellschein)..
"Niemand tötet die neugeborenen Kinder seiner Seele" textet von Harbou da. Wohl wahr, nur die Autorin selbst unterliegt posthum nach wie vor einer Hexenjagd. ip

Dienstag, 16. September 2008

interesse an altlasten?

am gegenüberliegen ufer des hannoverschen ihme-zentrums wird heute morgen wieder mächtig nach erdproben gebaggert. es bestehen offensichtlich handfeste interessen, dort das ufer abzugraben. vielleicht wollen die parkenden im ihme-zentrum (künftiges shopping-center lindenpark) einfach nicht mehr in wasser-pfützen stehen, und mit investorfonds carlyle, der durch die rüstungsindustrie reich wurde, haben sie einen starken lobbyisten bei der stadt. denn bisher war das interesse an diesen altlasten trotz meiner hinweise schon vor 20 jahren ja gleich null.
andererseits interessiert sich niemand für die belastung beispielsweise des grundstücks rückertstraße 3 ganz in der nähe, wo die reifenfirma globus bötticher einiges an öl und sonstigen rückständen in den boden abgegeben haben dürfte, wie ich vermute. aber dort gibt es keine interessenten, die das erforschen möchten....

Sonntag, 14. September 2008

so wie heute

die wunderschönen wolkenformationen zogen am himmel dahin, entlang des krans mit dem riesigen ausläufer, der vielleicht ein militärkrankenhaus baute.
die wolken wunderten sich über die gewalt-einwirkungen, denen sie immer häufiger ausgesetzt waren. sie sollten sich offensichtlich zu tornados formieren, indem sie von kalten und heißen winden zugleich angeblasen wurden, obwohl all dies hier in der norddeutschen tiefebene überhaupt nicht üblich und diesen mitteleuropäischen wolken sehr fremd war.
so waren sie denn für jeden tag dankbar geworden, an dem sie kumulativ in ruhe über den himmel ziehen konnten, so wie heute.

Samstag, 13. September 2008

ich könnte kotzen

neulich hockte im eingang des hannoverschen hauptbahnhofs ein soldat auf seinem gepäck. er war auffällig braungebrannt und sah gesund und gut aus.
Ich wollte ihn ansprechen, ob er aus Afghanistan kommt, und ob die äußere erscheinung mit seiner inneren kongruent ist, ging aber erstmal in die bahnhofsbuchhandlung, und als ich zurückkehrte, war er leider verschwunden.

3000 amerikanische arme soldaten sind bereits bis jetzt in den ölkriegen ihrer regierung getötet worden. und immer müssen die armen aus not ihre kinder in den krieg schicken (ein junger schwarzer: "muss ich wirklich töten, um aufs college gehen zu können?") und immer dürfen die doofen ehe- und sonstigen -frauen als emotionslieferantinnen herhalten. so wie sie jetzt palin verheizen, die einen sohn opfert, weil es die propagandaabteilung so will.
es scheint, als hätten die reichen der welt einen wiederauferstandenen karl marx als persönlichen pr-berater: macht euch die ganze welt untertan, versklavt alle, capital, capital, zins und zinseszins und mehrwert. ich konnte mir bisher nicht vorstellen, dass ein amerikanischer präsident aus dem milieu der have-mores scherzfragen nach dem „verbleib der weapons of mass destruction unterm rednerpult“ stellen könnte. aber ähnlich wie der ungeschlachte michael moore aus flint spielen kritiker immer nur den vampyren in die hände wie ein kostenloser pr-berater, der mit seiner kritik nur die bessere dramaturgie des nächsten auftritts vorbereitet.


Militär-Werbe-Plakattext der Post: "Wenn mir meine Frau schreibt, dann ist die Heimat ganz nah. Selbst, wenn ich 5.000 Kilometer weg von Deutschland bin." Unterschrift des Plakats: "Deutsche Post. Die Post für Deutschland."

ich könnte kotzen.

Freitag, 12. September 2008

narrenfreiheit?

der in hannover ansässige heise-verlag leistet sich den newsletter-dienst telepolis, der zu meiner hauptinformationsquelle geworden ist, nachdem die tages- und wochenzeitungen sowie das fernsehen zur betäubungs-pille mutiert sind. das geld dafür verdient heise über computerzeitschriften.
wie seinerzeit die narrenfreiheit am hofe des herrschers üblich war, so dürfen auch heise-journalisten (noch) gegen den stachel löcken, so wie ich dies in meiner zeitung und im blog auch tue.

Es möge nützen!

Donnerstag, 11. September 2008

Das Kassandra-Potential

Sehr geehrte Frau Peters,
meinen Dank für Ihre Zeitung, die mir jedesmal großes Vergnügen bereitet; ein „Intelligentes Anzeigeblatt“ - eine Kombination, die einem erstmal einfallen muss.
Das wollte ich Ihnen immer schon mal schreiben. Gratulation!
„Dem Landesvater sein treues Volk...“: An diesem geballten Schwachsinn vor dem Bahnhof gehe ich jedesmal mit innerem Kopfschütteln vorbei, betrachte mir das treue Volk, das immer noch seine Steuergelder unreflektiert für den Erhalt dieser dümmlichen Selbstweihräucherung verschleudern lässt.
Ihre historiche Recherche war längst überfällig undd wird hoffentlich zum Nachdenken anregen.
Männliche Hybris... es wird - das auch aktuelle Geschehen beweist es - noch einige Zeit dauern, noch vieler Eigentore bedürfen, bis diese tödliche Mischung sich letzlich selbst zur Strecke bringt. Schlimm nur, dass wir in diesem Schlamassel hängen und an drei Fronten zur gleichen Zeit zu agieren haben: jeden Tag Energie in die eigene Stabilisierung stecken, investigative Energie in die politische/religiöse Heuchelei und - nicht zu vergessen - als „Ruferin in der Wüste“ die Schwerkraft der Massen in Bewegung bringen wollen/müssen.
Als inzwischen nicht mehr junge Frau (Jahrg. 1929) habe ich aktive 30 Jahre in der Friedens- und Frauenbewegung hinter mir, und es hellt meine ver-Stimmung auf, wenn ich lese, höre, dass „weitergemacht“ wird. Ich weiß, dass alles seine Zeit braucht, aber so sehr viel davon steht uns (mir sowieso) nicht mehr zur Verfügung, und ich weiss manchmal nicht, wie ich mit meinem „Kassandra“-Potential umgehen soll. Es ist mir ein Bedürfnis, Ihnen zu sagen, dass ich Ihre, nicht leichte Arbeit, sehr zu schätzen weiss.
Einige Texte von mir, ich füge sie diesem Brief bei, mögen Ihnen zeigen, dass Sie in Linden nicht ohne Mitstreiterin sind, und ich möchte mir vorstellen (die Hoffnung stirbt zuletzt), dass Ihr Wunsch an Ihre Leserinnen und Leser: „Stehen Sie aus eigenem Antrieb auf und sagen Sie: So geht es nicht! Tun Sie etwas! Wenden Sie sich gegen Heuchelei der Politiker...“ in Erfüllung geht.
Auch Ihnen viel Mut, Kraft und Durchhaltevermögen auf Ihrem persönlichen/politischen Weg, sowie alles erdenklich Gute wünscht Ihnen Lilo Zack.

Mittwoch, 10. September 2008

fahrenheit 9/11

gestern brachte kabel 1 den fahrenheit 9/11-film von michael moore.
und das beklemmendste daran war, dass dieser investigative film, von moore als kampagne gegen die wiederwahl von bush gedacht, wieder brandaktuell zur neuen erstarkung der republikaner passt, und voraussichtlich wie seinerzeit bei der bush-neuwahl keinerlei wirkung haben wird, trotz seiner ungeheuerlichen brisanz.
ich weiß auch gar nicht, ob er derzeit überhaupt in amerika gezeigt wird.
die republikaner haben einfach erstmal in ruhe abgewartet, wie sich bei den demokraten ein schwarzer und eine frau zerfleischten, um dann mit einer ehemaligen schönheitskönigin das leidenschaftszerfurchte hölzerne gesicht von mccain weichzuzeichnen.
so macht man das in amerika, dem geburtsland der werbung und pr, der nummer 1 in volksverdummung und -verachtung. selbst die film-szene im fitness-studio ist noch aktuell, wo ein harmloser mensch seinen unmut über den einsatz in afghanistan und irak äußert, und ihm die netten mitmenschen dafür das fbi ins haus schicken.
ja, wir unpolitischen sind seit dem 11. september 01 politisch geworden. in meiner nachbarschaft ist zudem der rüstungsgewinnler-fonds carlyle eingezogen (siehe wikipedia), ja, der, der in moores film ganz entspannt am 13. september 2001 in washington d.c. tagte) und wütet im stadtteil mit macht. new york und washington sind ganz nahe an hannover herangerückt auf einmal. wahrlich, wir leben in post-demokratischen zeiten.

Dienstag, 9. September 2008

vom umgang mit patriarchalischen männern

dazu gab mir eine bekannte politik-professorin ein paar tipps:

Männer sind nicht das Problem, sondern patriarchale Männer. Aber das sind ja die
meisten... Frau muß dem eigenen Weg, Kopf, Gemüt etc.
folgen und sich von ihnen nicht beirren lassen, Gewalttäter im Stich lassen,
Herrenallüren ironisch kommentieren, nicht mitmachen und eine andere
Geisteshaltung in die Welt bringen... Souveränität...und sie hinweisen auf das,
was sie alles kaputt machen.


Montag, 8. September 2008

Wie sieht Deutschland heute aus?

Hallo Frau Peters,
ich laufe schon seit mehreren Jahren mit einigen Gedanken herum. Ich hoffe, diese mit Ihnen teilen zu können. Sie haben, soweit ich mitbekommen habe, sehr offene Augen. Es ist ja auch nicht mehr normal für eine Journalistin, man muss sich schon überall informieren...
Wie sieht Deutschland heute aus? Fühlen wir uns wirklich so gut? Geht es mit der Wirtschaft nach oben weil es mit der Wirtschaft nach oben geht oder nur weil es so in den Medien propagiert wird? Werden wir belogen, um glücklich zu sein? Können und müssen wir mit wachsender Staatsmacht leben?
Die ganzen Überwachungsstrukturen, entwickelt in DDR-Zeiten sind nun in das tägliche Leben geschwappt. Keiner der verbalen Heißluftgebläse der Politik macht sich irgendwelche Gedanken über die Auswirkungen deren dreckiger Gesetze, zusammengeborgt aus den dunkelsten Stasi-Unterlagen, verhunzt und in ein Zensur-Korsett gepresst. Eine Schande für Deutschland, einst ein Land der glücklichen, freien Deutschen.
Es wird überwacht, was sich nur überwachen lässt. Das dunkle Internet darf natürlich nicht fehlen. Die riesigen Datenmengen, die täglich durch die Leitungen sausen, wollen sich aber nicht so recht beherrschen lassen. Da werden die Server des Anonymisierungs-Projektes TOR beschlagnahmt in der Annahme, dort Protokolle der anonymen Kommunikation finden zu können. Technisch unversierte Politiker versuchen sich an Medien, die für sie unverständlich aufgebaut sind. Es kann doch nicht sein, dass es rechtsfreie Räume gibt. Wo kämen wir denn hin, wenn es irgendwo undefinierte Zustände gäbe?
Das Volk, verdummt durch die Bild-Zeitung, sieht immer schlechter durch die Brille des Fernsehens welches schon immer das beste Medium war, um Propaganda zu verbreiten. Wer aber Innen sitzt weiß nicht wie es von Außen aussieht.
Das Volk, früher nicht wissend, wo man das ganze Gehalt oder Lohn ausgeben soll, außer für drei- oder vierfach vorhandene Lebensversicherungen, weiß jetzt nicht was tun, wenn am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig bleibt.
Wir leben also in den Zeiten der, ach so tollen, Globalisierung. Man spricht von Terrorismus, der als Deckmantel für alle Zensur- und Überwachungsspielchen der Politik dient. Man spricht von Globalisierung, wenn es um die Löhne geht. Sobald aber ein Unternehmen nicht mehr die ausgetrockneten Brieftaschen der Deutschen auspressen kann heißt es, dass die Wirtschaft nicht mehr gut läuft.

Samstag, 6. September 2008

feuer und flamme

so ,jetzt zum spirit, der an diesem wochenende in hannover herrscht. der meditationskongress "oneness" im congress centrum segnet alle (blessings), verbreitet überreligiöse liebe; der gospeltag lässt euphorisch in christlicher liebe schwelgen...
wie und was auch immer, ich habe festgestellt, dass in der regel das friede-freude-eierkuchen-gefühl wenige tage später verflogen ist. dann grüßt man sich plötzlich auf der straße nicht mehr, obwohl noch kurz vorher im trauten verein im wald gesungen wurde. (hierzu empfehlenswert, des besseren verständnisses dieser mechanismen wegen, der buch-klassiker von le bon "massenpsychologie", unser führer verstand so etwas übrigens intuitiv, mit bösem ende...)

deshalb hier für den englischsprachigen kongress "oneness" in englisch mein gedicht:
fire and flame.

flame and fire,
but there is also ash.
the glow was short,
now there is darkness,
why haven't we looked around before?
to see where we are standing?
to see where we are?

shoulders pulled up,
bending head,
clumsy gestures,
embarrassed smile;
you are lonesome agiain -
but anyways also all one.
all this melancholy - what for?

und nun für die gospelsinger in deutsch:

Feuer und Flamme

flamme und feuer.
doch danach ist auch asche da.
das lodern war kurz,
jetzt herrscht dunkelheit.

weshalb haben wir uns nicht vorher umgesehen?
wo wir eigentlich stehen?
wo wir sind?
hochgezogene schultern,
gebeugte haltung,
linkische gebärden,
verlegenes lächeln.
du bist wieder einsam - und doch auch allein.
wozu die ganze schwermut?

Freitag, 5. September 2008

haarscharf am wasser gebaut

eigentlich wollte ich hier ein gedicht von mir bringen, ins englische übersetzt, das auf den derzeit im congress centrum laufenden meditationskongress passt. aber etwas anderes brennt auf den nägeln: gegenüber dem ihme-zentrum in hannover soll eine hochwasserschutzbodenaushebung erfolgen. der boden sei belastet usw.
lächerlich. der boden ist dort von alten gasanlagen seit mindestens 50 jahren belastet, ich habe auch darüber berichtet, aber keine reaktion.
fakt ist, dass das wohn-und einkaufszentrum ihme-zentrum in den 70ern das einzige gebäude an der ihme ist, das haarscharf kante ans wasser gebaut wurde. ergebnis: die untere parkgarage steht gelegentlich unter wasser, so dass die angestellten der stadtwerke sich an manchen stellen gar nicht trauen, ihr auto zu parken. es könnte unter entsprechenden wetter-umständen plötzlich nicht mehr erreichbar sein.
die leute am gegenüberliegenden ufer verlieren ihren herrlichen alten baumbestand und munkeln, amerikanisches investorengeld führe dazu, dass ausgerechnet in ihrer wohngegend ein überschwemmungsgebiet erstehen soll, wo es doch wenige hundert meter höhe awd-arena völlig problemlos anzulegen wäre. aber da würde es das ihme-zentrum nicht vor überflutung geschützt.

Donnerstag, 4. September 2008

selbst tot -andere erschlagend

gespaltenheit führt zur selbstzerstörung. und die existenz der sicherheitssysteme führt die katastrophe herbei. aus angst flüchten wir in sicherungssysteme, gegen deren zerstörungscharakter wir blind sind. sie machen süchtig auf immer neue ereignisse, zuletzt auf krieg.
die schriftstellerin christa wolf fragt, das objektmachen: ist es nicht die hauptquelle von gewalt? die fetischisierung lebendig-widersprüchlicher menschen und prozesse in den öffentlichen verlautbarungen, bis sie zu fertigteilen und kulissen erstarrt sind: selbst tot, andre erschlagend. sie entwirft das bild eines menschen, für den es nur ein entweder-oder gibt, dem hierarisch-männlichen realitätsprinzip entsprechend, andere bereiche verleugnend.
die welt der waren, apparate und maschinen lassen den menschen nur noch als objekt zu, fremdbestimmt.
die alternative wäre das lebendige, das imstande ist, sich immer wieder aus sich selbst hervorzubringen, das also autonom ist, das ungetrennte, geist im leben, leben im geist.

Mittwoch, 3. September 2008

Buchempfehlung: Rohstoff Intelligenz Kindliche Lernprozesse in Bildern

Elisabeth C. Gründler, beliebte und fachlich hochgeschätzte hannoversche Gesamtschullehrerin mit der Ausbildung einer Studienrätin, griff vor Jahr und Tag zum Telefonhörer, als sie in der Hannoverschen Allgemeinen eine Meldung über die von mir initiierte Gründung einer zweiten Glockseeschule las.
Es folgten persönliche Gespräche über respektvolle Kindererziehung, die Einladung des Alternativpädagogen Mauricio Wild aus Ecuador zu einem Seminarwochenende nach Hannover und schließlich politische Überzeugungsarbeit, mit der wir Mütter immerhin bis in den hannoverschen Rat vorstießen. Dort wurde das Projekt allerdings aus finanziellen Gründen zurückgestellt.
Derweil hatte Gründler ein Praktikum in meinem Verlag absolviert und dabei ihre Liebe zum Schreiben vertiefen können. Sie quittierte schließlich den sicheren Schuldienst und wurde freie Autorin. Und wieder ließ sie das Thema der alternativen Erziehungsformen nicht los.
Jetzt brachte der Cornelsen-Verlag ihr Buch "Rohstoff Intelligenz - Kindliche Lernprozesse in Bildern" heraus.
Intelligenz ist bei Gründler der "Rohstoff" (ich bin über diesen verdinglichten Ausdruck nicht so glücklich, aber es ist wohl eine Referenz an den Publikumsgeschmack), der die Nutzung aller anderen "Ressourcen" erst möglich macht. Im Gegensatz zu anderen "Rohstoffen" vermehrt sich Intelligenz sogar, wenn sie genutzt wird.
Bei Kindern geschieht dies von ganz allein - vorausgesetzt, sie werden von ihrer Umgebung aktiv unterstützt. Auf ungewöhnliche Weise gibt Elisabeth C. Gründler in ihrem Buch "Rohstoff Intelligenz" (Cornelsen Scriptor) Einblicke in das Lernverhalten von Kleinkindern. Sie zeigt, dass die nachhaltigsten Lernprozesse selbstgesteuert sind. Wie Kinder dabei gezielt unterstützt und gefördert werden können, erfahren Leserinnen und Leser anhand von Einzelbeispielen aus Kindertageseinrichtungen.
Die thematische Gliederung verdeutlicht die Vielschichtigkeit des Lernens: Bewegungsintelligenz, Körper- und Sinnesintelligenz, Kreative oder Soziale Intelligenz sind nur einige der Ebenen, die Gründler im Buch darstellt.
Das Buch kostet 19,95 Euro und ist im Buchhandel erhältlich.
ISBN 978-3-589-24555-0.

Dienstag, 2. September 2008

denk mal an den unbekannten deserteur


arne witt, oliver voß (ist es der, der jetzt kreativ-vorstand bei jung von matt ist?) und robert wessel stellten diese skulptur "denk mal an den unbekannten deserteur" am 1. september 1990 auf dem trammplatz vorm rathaus hannover auf. die annahme des denkmals als geschenk wurde 1994 im stadtbezirksrat mitte beschlossen.
angeblich im rahmen einer bereinigung des projekts straßenkunst soll es jetzt wieder entfernt werden, da es keine kunst sei, au weia, etwa entartet? aber handelt es sich nicht eher um einen post-demokratischen akt, jetzt, wo im oktober das afghanistan-mandat aufgestockt werden wird? dürfen dann wieder blonde frauen pressewirksam tränen in den augen haben beim abschied, während sie sonst nichts zu melden haben, ihre meinung nicht politisch wirksam wird? ein verwandter von uns wurde bei der flucht aus kriegsgefangenschaft erschossen. das liegt alles so nah zusammen im schmutzigen kriegsgeschäft, gefangenschaft, mord, flucht. die befehlshaber machen sich die finger nicht schmutzig und schon gar nicht die anordnenden politiker. wer den krieg ausbadet, sind die kleinen leute. es ist wiedermal so weit.
copyright foto und text: ingeburg Peters

Heinrich Böll fragte 1953:

"Wo sind die Deserteure? Wo sind die Eltern, sind die Freunde, die Brüder und Schwestern dieser erschossenen Deserteure, deren Leiden man auf die Schwelle des Friedens häufte? ...

Und wo sind die Deserteure, die sich in den zerstörten Städten verbargen, in den Dörfern und Wäldern, wartend auf die Alliierten, die für sie damals wirklich Befreier waren? Haben sie Angst vor den gründlichen, ihnen eingeimpften Phrasen, die Fahneneid, Vaterland, Kameradschaft heißen?"

Ein Gesetz zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile, das auch die Deserteure des zweiten Weltkrieges rehabilitierte, beschloss der Deutsche Bundestag 1998.

Montag, 1. September 2008

hannover goes fashion?


events werden ja neuerdings einfach so an den haaren herbeigezogen, so wie das jetzt bei "hannover goes fashion" der fall ist. im kunstverein staksten am letzten sonnabend bei freiem eintritt magersüchtig abgeledert wirkende mitglieder der hannoverschen highsociety in dezent-teurer designer-kleidung herum, um leigh bowerys lebenspralle performances zu betrachten. "Ich kann damit nichts anfangen", fiel denn dann auch der kommentar einer solchen dame lakonisch aus.
draußen auf der straße hingegen, am georgsplatz, gab es junge akteure der selbstinszenierung live zu bewundern: black fashion street wear.
entzückende junge geschöpfe, melancholisch, die tränen wie ein harlekin auf die bleichen wangen getuscht.
trauern sie vielleicht schon für uns, die wir noch nicht wissen, dass wir bald im quasar verschwinden, wenn die CERN in der schweiz ihre Kollisionen ausgeführt hat. zuerst leuchtet ein strahl überm ozean, dann der zweite auf der entgegengesetzten seite über den gebirgen. weil wir das hawking-theorem für wahr genommen haben, geht es nun los, kurz nachdem wir die öko-glühbirnen im sonderangebot in die stehlampen geschraubt haben; der wirbel beginnt, die post geht ab, wir werden eingesogen ins schwarze loch und niemand hat noch die zeit, darüber zu schreiben, zu berichten.
die fahlen schmalen schwarzen etherischen kids aber liebten die melancholie, rechtzeitig, wir haben es nur nicht begriffen - diese zarten wesen inmitten ungeheuerlicher zumutungen. time running out...


copyright: ingeburg peters